3. Mai 1849 – Die Landwehrmänner Elberfeld’s erklären ihre Treue zur Verfassung

Auch der Gemeinderath von Elberfeld richtete, wie die meisten Orte in der Rheinprovinz, am folgenden Tage eine Adresse an den König von Preußen, ähnlichen Inhaltes wie die von uns gestern eingereichte Erklärung !

Unterdessen hatte sich das Gerücht verbreitet: „Die Militär-Reserven und die Landwehr in Preußen würden nächstens einberufen, um in der Pfalz, in Baden, Nassau und Sachsen gegen jede Stadt und jeden Landkreis geführt zu werden, wo die Reichsverfassung anerkannt worden und man sich dafür erheben wolle. Dem mußte um jeden Preis vorgebeugt, ja, das Gerücht davon mußte zur Stärkung des von allen politischen Leitern in ganz Deutschland angesetzten „Ausbruche einer Revolution in der Mitte des Monats Mai“ benutzt werden.

[…]

Als nun im Elberfelder „politischen Club“ und in dem, damals in Elberfeld tagenden, Vorstande des „Vororts der demokratischen Vereine“ die von mir vorgeschlagene offene und energische Agitation unter der Landwehr auf den Widerstand vieler Aengstlichen stieß, nahm ich die gefährliche Sache allein in die Hand. Andern Abends schon hielt ich eine geheime Zusammenkunft mit den Vertrauensmännern unseres Landwehrstammes, deren Folge am nächsten Tage, dem 3. Mai, in einer öffentlichen allgemeinen Landwehrversammlung auf der Wilhelmshöhe hervortrat. In dieser Versammlung waren auch Abgeordnete von Solingen, Hagen, Iserlohn, Düsseldorf und Crefeld zugegen; ich sprach zu den Versammelten mit all der Wärme, die von der Liebe zur Freiheit des Volkes angeregt wird. „[…] Ihr werdet nicht dem Rufe eines „undeutschen“ Königs folgen, werdet nicht eintreten in die Reihen, die er gegen deutsche Stämme führen will, weil sie deutsche Männer sind ! Ihr werdet’s nicht! Man hat Euch, der Landwehr, den Wahlspruch zum Kriege gegeben: Mit Gott für König und Vaterland! Aber der König hat sich nun gegen das Vaterland, gegen das deutsche Vaterland gerichtet; hat sich geweigert, ,deutsch“ zu sein, wie Ihr’s doch Alle seid.“ […]

Begeistert schwor nun jeder einzelne Landwehrmann, der zugegen war, in die Hand des aufgestellten Comite’s: „sich nicht in die preußische Armee als Landwehr einkleiden zu lassen“, und jeder von ihnen unterzeichnete eine von ihrem Comite entworfene „offene Erklärung“, die noch dieselbe Nacht durch Post und Erpresse übers ganze deutsche Land verbreitet, sowie auch dem Central-März-Verein“ in Frankfurt zugeschickt wurde, um diesen zu energischer Unterstützung der bevorstehenden Bewegung in ganz Deutschland anzuregen.

Gleicherweise wurde von den Landwehrstämmen in Solingen, Düsseldorf, Crefeld, Cöln, Bonn, Hagen, Iserlohn und Dortmund schon am 4. Mai die aufgestellte , offene Erklärung“ angenommen und folgendermaßen bekannt gemacht:

„Die Landwehrmänner Elberfeld’s erklären: daß des Königs Ministerium ein volksfeindliches ist; und da es nicht entlassen worden, trotz dem Ansuchen des Volkes, so haben sie sich des Gehorsams der absoluten Krone Preußens entbunden. Dagegen erklären sich dieselben mit der von der Nationalversammlung in Frankfurt festgestellten Reichsverfassung einverstanden, und sind entschlossen, die Einführung dieser Verfassung in Deutschland mit der Macht ihrer Person und ihrer Ehre zu bewerkstelligen. Elberfeld, den 3. Mai 1849.

Das Landwehrcomite :
Pothmann. Hillmann. Kirberg. Läuffer.“

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