1815
„Ich trete mit Vertrauen unter euch, gebe euch eurem deutschen Vaterlande, einem alten deutschen Fürstenstamme wieder und nenne euch Preußen.“
Friedrich Wilhelm III. am 5. April 1815 zu seinen neuen Untertanen. 1
Das Haus Hohenzollern
8. Februar. Beim Wiener Kongress wird die Vereinigung der nördlichen Gebiete der rheinischen Gebiete mit dem Königreich Preußen beschlossen. Friedrich Wilhelm III. aus dem Haus Hohenzollern, König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg wird neuer Herrscher über das Herzogtum Berg. Noch aus Wien erlässt Friedrich Wilhelm Besitzergreifungspatente. 2
Die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt. Männer im Alter von 20 Jahren müssen drei Jahre Wehrdienst ableisten. Männer, die Unterhalt, Uniform und Waffen selber stellen können, dürfen außerhalb der Kaserne schlaffen und auf eine einjährige Dienstzeit verkürzen. Die Stellung eines Ersatzmannes ist nicht möglich. 3

Vohwinkel
An der neuen Provinzialstraße Essen -Solingen, die durch Dornap und Vohwinkel führt, entstehen viele neue Wirtschaften, vielleicht auch in Vohwinkel. 4
Beyenburg
Beyenburg kommt bis 1929 zur Bürgermeisterei Lüttringhausen. 5
Patent
wegen Besitznahme der Herzogthümer Cleve, Berg, Geldern, des Fürstenthums Mörs und der Grafschaften Essen und Werden.Wir, Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden König von Preußen u. u.
Übernahmepatent Preußens vom 5.4.1815, ZiTIERT NACH: TANIA ÜNLÜDAG, HISTORISCHE TEXTE AUS DEM WUPPERTHALE. QUELLEN ZUR SOZIALGESCHICHTE DES 19. JAHRHUNDERTS, WUPPERTAL 1989.
Thun gegen Jedermann hiemit Kund:
Vermöge der Übereinkunft, welche Wir mit den am Kongresse zu Wien Theil nemenden Mächte abgeschlossen haben, sind Uns zur tractatenmäßigen Entschädigung und zur Vereinigung mit Unserer Monarchie das vormalige Großherzogthum Berg und ein Theil der Provinzen am linken Rheinufer überwiesen wurden, auf welche Frankreich durch den Friedenstractat von Paris vom 30. Mai 1814 Art. III. Verzicht geleistet hat.
Demzufolge nehmen Wir durch gegenwärtiges Patent in Besitz und einverleiben Unserer Monarchie mit allen Rechten der Landeshoheit und Oberherrlichkeit, und mit ihren gesammten Zubehörden nachstehende Länder und Ortschaften:
[…]
3) Auf dem rechten Rheinufer die Cantone Emmerich, Rees, Ringenberg, Dinslaken, Duisburg mit den zugeschlagen gewesenen Gemeinden der Aemter Broich und Sthyrum, ferner die Cantone Werden, Essen, Düsseldorf, Ratingen, Velbert, Mettmann, Richrath, Opladen, Elberfeld, Barmen, Ronsdorf, Lennep, Wipperfürth, Wermelskirchen und Solingen.
[…]
Gegeben Wien, den 5. April 1815.
1816
Vier Stunden fuhren wir […] bis Schwelm und blickten dann bald von der Höhe hinab in das Wupperthal und auf eine zusammenhängende schmale Stadt; eigentlich sind es zehn verschiedene orte, welche in Summa Barmen heißen. […] An den letzten dieser Collectivorte schließt sich Elberfeld selbst an. Von der Höhe herab, das Thal entlang ist der Anblick staunenerregend, die Gipfel der Berge waldig, ihr Abhang oben mit Getreidefeldern, dann mit grünen Wiesen bedeckt, bald weiß wie Schnee, bald in purpur glänzend, bald in bunten Farben Schillernd, je nachdem die auf ihnen ausgebreiteten Zeuge und Garne wechseln; tief unten an der Wupper stehen die palastähnlichen Gebäude mit ihren prächtigen Blumengärten, alle sin übermüthiger Ueppigkeit ausgeziert und alles aus der unglaublichen Fabrikthätigkeit hervorgegangen, die ein Grab unseres Charakters, unserer Sitten und unserer Kraft werden wird.
Friedrich Perthes 6
Das Haus Hohenzollern
Die Preußen gründen zwei neue Provinzen: Jülich-Kleve-Berg und das Großherzogtum Niederrhein. Zur Provinz Jülich-Kleve-Berg gehören die Regierungspräsidien Düsseldorf, Kleve und Köln. Das ehemalige Herzogtum Berg wird damit verwaltungstechnisch geteilt: Düsseldorf verwaltet den nördlich, Köln den südlichen Teil. 7
Der Ausbruch des Vulkans Mount Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa führt zu einem Jahr ohne Sommer in Europa. Die landwirtschaftlichen Erträge sind spürbar geringer als normal. 8
Cronenberg
Die Straße von Cronenfeld in die Gerstau wird gebaut. 9 Die Cronenberger werden am 24. April dem Kreis Solingen zugewiesen. 10
Wuppertal
Die chemische Bleiche mit Soda, in Frankreich erfunden, wird zunehmend auch im Wuppertal eingesetzt. 11
Barmen

Die Scoietät „Concordia“ errichtet ein eigenes Haus bis 1818. 12
Das alte Barmer Rathaus wird abgerissen. 13
Elberfeld
Der Ausbruch des Vulkans Mount Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa führt zu einem Jahr ohne Sommer in Europa. Die landwirtschaftlichen Erträge sind spürbar geringer als normal. In Elberfeld wird von Johann Wilhelm Fischer14 der Kornverein auf Aktienbasis gegründet, der Getreide aus dem Baltikum einkauft und importiert, um die Getreideversorgung und -preise stabil zu halten. 15 Mit dem Gewinn wird ein Krankenhaus finanziert. 16
Ronsdorf
In der Bürgermeisterei Ronsdorf leben 3.994 Einwohner*innen, davon 2189 in der Stadt Ronsdorf. 17 Am 24. April wird Ronsdorf dem Kreis Lennep zugeteilt. 18
1816/1817
Das Haus Hohenzollern
Im Bergischen Land leben 348.022 Menschen. (102 Menschen/km²). Von den 26 größten Städten in Preußen (mehr als 10.000 Einwohner*innen) liegen drei im Bergischen Land: Düsseldorf, Elberfeld, Barmen. 19
1819
Cronenberg
In der Bürgermeisterei Cronenberg werden 236 Schmieden, 19 Reck-, Breit- und Stahlhämmer und 28 Schleifkotten, in denen 1227 Personen arbeiten, verzeichnet. „Fabrikgebäude gibt es hier nicht und jeder Arbeiter arbeitet in eigener Werkstätte“, wird notiert. Dazu gibt es 24 Kaufleute und Verleger. Als Erzeugnisse wurden notiert: „Nägel, Schraubnägel, Kuchenpfannen, Schraubstöcken, Winden, Zimmermanns-, Schreiner-, Maurer-, Gärtner-, und Landbaugeräte aller Art, Gehänge, Sägen, Schlösser, Tuchscheeren, Baumscheeren, Küchengerätschaften, Klingen, Messer, Kaffeemühlen, Roßkämme und viele andere Artikel, auch Stahl und Reckeisen.“ 22
Am 30. Oktober wird die Stadt dem Kreis Elberfeld zugewiesen. 23
Elberfeld
Der Elberfelder Oberbürgermeister Rütger Brüning schlägt in Berlin vor, Elberfeld und Barmen zu vereinigen. 24

1820
Diese Leute sind breitschultrige, zum Theil sehr geneigte, dabei aber mitunter massive, derbe, im Zorne gefährliche Menschen. Den Gehorsam gegen die Obrigkeit kennen sie kaum; sie bestehen auf ihrem eigenen Willen und remonstriren ewig. Zehntausend Bewohner des Niederbergischen sind schwerer zu regieren als hunderttausend Einwohner des ehemaligen Herzogtums Kleve.
Friedrich Adolf Diesterweg, 1818-1820 zweiter Rektor der Lateinschule in Elberfeld. 25
Das Haus Hohenzollern
Zwei Drittel der Bräute in den Bürgermeistereien Schlebusch und Opladen können nicht schreiben. 26
Wuppertal
Die Wupperfischerei kommt zum erliegen. Die Türkischrotfärbereien und ihre Farb- und Beizstoffe verschmutzen den Fluss.27
Am 15. Dezember einigen sich die Wuppertaler Kaufleute und Bandfabrikanten auf eine Preis- und Maßbindung für Lieferungen nach Frankreich, um sich untereinander vor Konkurrenz zu schützen. 28
Barmen

Am 28. November wird Friedrich Engels in Barmen geboren.
Elberfeld
Die erste Dampfmaschine wird in einer Elberfelder Baumwollspinnerei aufgestellt. Wegen der hohen Kosten, 1.700 Pfund Kohlen täglich, wird sie nur eingesetzt, wenn die Wupper zu wenig Wasser oder Eis führt. 29
Vohwinkel
Am 1. November werden die Landkreise Mettmann und Elberfeld zusammengelegt. 30
1821
Barmen und Elberfeld
Am 8. März wird die Rheinisch-Westindische Kompagnie gegründet. Mehr als 50 Kaufleute beteiligen sich an der erst dritten preußischen Aktiengesellschaft, aber auch der Kronprinz Friedrich-Wilhelm und Prinz Carl von Preußen. Ziel war der Export bergischer Waren nach Lateinamerika und die Gründung von Handelsniederlassungen ebendort. Nach anfänglichen Erfolgen ist der Markt in den 1820er Jahren gesättigt und neue Konkurrenten tauchen auf. Von 1832 bis 1843 wird die Rheinisch-Westindische Kompagnie liquidiert. 31
Elberfeld
Wilhelm Sieberts, Pächter des städtischen Steinbruchs, schlägt der städtischen Polizei vor, dass er regelmäßig mittwochs und samstags, sowie vor Feiertagen den Kehricht privater Haushalte einzusammeln und den Straßenkehricht mitzunehmen. Dann, so argumentierte er, müsste nichts mehr in den Mirker Bach oder die städtischen Gruben geworfen werden. Finanziert sollte diese erste Müllabfuhr durch eine Umlage aller „Haupt-Hausbewohner“ in Höhe von zwei Stübern pro Woche. Er selbst wollte sich für sechs Jahre dazu verpflichten und erbat sich, den Engelnberg für zwölf Jahre überlassen zu bekommen. Die Stadt entscheidet sich dagegen. 32
Barmen und Elberfeld
Gewiß tausend Räder treibe die Wupper im Tal an, schreibt ein Besucher. 33
Elberfeld
Schulpfleger Johann Friedrich Wilberg richtet eine Sonntagsschule für Gesellen ein. 34
Ein seit vier Jahren bestehender Theatersaal des Gastwirts Obermeyer wird wegen angeblicher Feuergefahr, in Wahrheit wegen Angriffen durch die Geistlichen geschlossen. 35
Die Baumwollspinnerei von Peter Reinhold am Neuenteich erhält die erste Dampfmaschine im Wuppertal. Geliefert wird sie von der Harkortschen Fabrik aus Wetter/Ruhr. Die Leistungsfähigkeit: 6 PS. 36
Barmen
In Barmen wird bei der Firma Friedrich Mittelsten Scheid & Co. der erste Jacquard-Webstuhl eingesetzt. 37
1822
Elberfeld
Die erste Feuerversicherung auf Aktienbasis im Rheinland wird in Elberfeld gegründet. 38
Barmen
Am 1. Mai 1822 konstituiert sich die Vereinigte evangelische Gemeinde Unterbarmen. Sie ist die erste unierte protestantische Gemeinde. Am 24. Oktober 1832 wird ihre neue Kirche eingeweiht. Engagiertes Mitglied ist der Vater von Friedrich Engels. 39
Elberfeld
Elberfeld gründet eine Sparkasse. 40 Sie soll den „Dienstboten, Gesellen und Lehrlingen dienen“ und ihre Ersparnisse sorgsam verwalten. Anleger statt Sparer waren nicht gerne gesehen und Einzahlungen über 200 Talern wurden nicht angenommen. 41
Aus der Lateinschule von 1592 entsteht das erste Gymnasium an der Grünstr. 42
1823
Elberfeld
Am 1. Januar eröffnet der in Vieringhausen bei Remscheid geborene US-Bürger John Godfrey Boeker auf eigenen Vorschlag ein US-Konsulat in Elberfeld. Es ist ein Beleg für die Bedeutung der USA für den Export aus dem Bergischen Land. 43
1824
Elberfeld
Elberfelder Arbeiter wenden sich an den Oberbürgermeister und beschweren sich über den zu geringen Arbeitslohn und über die Bezahlung mit Waren statt Geld. Ändern konnte aber auch der Oberbürgermeister nichts 46
Die Stadt Elberfeld beauftragt den Barmer „Communal-Wegebau-Condukteur“ Heinrich Urban, einen Abfuhrplan für die Stadtreinigung zu entwerfen. Urban teilt die Straßen in sieben Abfuhrbezirke ein, die täglich durch sieben Unternehmer befahren werden sollten. Straßenkehricht und privater Abfall (Kohlenasche, Hauskehricht, trockene Gemüseabfälle) sollten in Körben gefasst abgeholt werden. Bauschutt, Fäkalien, Mist und industrielle Abfälle waren von der Abholung ausgeschlossen. Erst 1840 wurde von der Stadt nach dem Vorbild von Urban eine Straßensatzung erlassen und die Müllabfuhr eingeführt.47
Elberfeld
Auf dem Höhepunkt des Erfolgs der Rheinisch-Westindischen Kompagnie wird in Elberfeld der Deutsch-Amerikanische Bergwerksverein gegründet, der in Mexiko in die Fußstapfen der spanischen Bergwerksverwaltung treten und Silber in großen Mengen schürfen will. 1827 gehören dem Verein 24 Silbergruben, vier Goldgruben, eine Bleigrube, sieben Amalgamierwerke und drei Schmelzhütten. Wegen Überfällen und politischen Unruhen verloren die Geldgeber 1,5 Millionen Taler und mussten den Verein 1837 liquidieren. Hätte man doch nur ins Ruhrgebiet investiert…48
1825
Das Haus Hohenzollern
Die Allgemeine Schulpflicht wird für alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren eingeführt. 49
Elberfeld
In Elberfeld wird am 1. Dezember eine Königliche Gewerbeschule errichtet. Direktor ist Dr. Wilberg. 50

Am Ostersbaum entstehen die ersten Mietskasernen, die sog. „langen Häuser“.51
1825/1826
Das Haus Hohenzollern
Eine aus England ausgehende Spekulations- und Überproduktionskrise trifft die gewerbliche Wirtschaft im Bergischen Land, die generell in den 1820er Jahren immer wieder von Krisen gebeutelt ist. 52
Elberfeld
Der Eisenbahnpionier Friedrich Harkort stellt im August eine Pferdebahn im Garten der Elberfelder Museumsgesellschaft aus und wirbt für eine Pferdebahnverbindung vom Ruhrgebiet durch das Deilbachtal nach Elberfeld. Am 9. September 1826 beriet der Rat von Elberfeld über zwei Trassen für den Bau einer solchen Bahn von Elberfeld über Uellendahl, Horath und Herzkamp nach Hinsbeck an der Ruhr oder von Elberfeld über Horath nach Langenberg an der Ruhr. Wegen des Widerstands der Fuhrleute und weil die anderen Aktiengesellschaften floppten, fehlte dem Projekt die Unterstützung.53
1827
Cronenberg
Am 13. Juli erhält Cronenberg die Stadtrechte. Ein Jahr später gibt es in der Stadt 1120 Haushalte, 5838 Einwohnende, von denen nur 345 katholischer Konfession sind. Gewerbsteuer zahlen 24 Kaufleute, 78 Krämer, 74 Wirte, 20 Bäcker, 3 Metzger, 1 Brauer, 40 Handwerker, 1 Müller und 26 Fuhrunternehmer. 54
Elberfeld
Die Stadt richtet in der Nähe des Neuenteich ein Armenhaus ein. 300 „Pfleglinge“ haben Platz, die Kosten betrugen 30,756 Thlr. 1831 wird eine Suppen-Anstalt ergänzt. 55
1829
Wuppertal
Die Gegensätze auf diesem Menschenmarkte sind gar zu groß: kaufmännische Großhänse mit Schwerbäuchen und ausgearbeiteten Freßwerkzeugen, ausgehungertes Lumpengesindel, abgemagerte Gestalten mit Gesichtern, bleich von innerer sectiererischer Arbeit, und dabei Nachts auf den Straßen ein so roher Lärm liederlicher und betrunkener Menschen, wie mir selten vorgekommen ist.
Friedrich perthes56
Cronenberg
Ein schwerer Brand in Cronenberg vernichtet am 20. Mai 28 Wohnhäuser, sechs Scheunen und sechs Schmieden. 1834 kommt es erneut zu einem schweren Brand in der Ortsmitte. 57
Mittags nach 1 Uhr brach in der Mitte des Dorfes, auf der Nordseite, wo die Häuser gerade am dichtesten auf einander gedrängt liegen (im Hause des Isaac Tillmanns) ein Feuer aus und griff mit reißender Schnelligkeit um sich. Die ganze Häuserreihe von dem der Riedel’schen Apotheke gegenüberliegenden Hause an bis zur Kirche hinzu war in kurzer Zeit ein Raub der Flammen, welche bei der Wendigkeit des zu habenden Wassers und bei dem obwohl nicht eben heftigen Luftzug kein Einhalt gethan werden konnte.
Pastor C.W. Esch. zitiert nach: 950 Jahre Cronenberg, Cronenberg 2000
Elberfeld
Am 3. Februar 1829 genehmigt der preußische Kultusminister die Reorganisation des Elberfelder Schulwesens. Nachdem bisher die meisten Schulen in Privatbesitz waren oder von Kirchengemeinden geführt wurden, waren sie nun in städtischem Besitz und die oberste Aufsichtsperson war der städtische Schulinspektor Johann Friedrich Wilsberg.58
In der Elementarschule soll gelehrt werden, was das Kind als Mensch, Christ, künftiger Unterthan des Landes und brauchbarer Bürger der Welt nothwendig denken, verstehen, wissen und können muß.
Bekanntmachung an die Bewohner unserer Sammtgemeinde in Betreff der neuen Schuleinrichtung
Elberfeld errichtet am Brausenwerth das städtische Schlachthaus. 59 Am 29. Juni wird es eingeweiht, in dem eine Ochse geschlachtet wird, den der Oberbürgermeister, der Stadtrat und einige Privatleute gestiftet haben.60
„Es gibt den Straßen, an welchen das Viehschlachten geschieht, eine Reinlichkeit und nicht den bösen Geruch, den dieser Betrieb bisher veranlassen mußte. Das Dasein eines Schlachthauses muß endlich nebst mehrerm unverkennbarem Nutzen auch auf die Mobilität der Kinder wirken; denn es kann nur böse, wenigstens keine wohltätige Eindrücke bei diesen erwecken, wenn sie stundenlang dem Viehtöten zusehen, wozu ihnen jede Stelle der Stadt Gelegenheit gibt.“
Begründung der Stadt Elberfeld für den Bau des Schlachthauses 61
1830
Das Haus Hohenzollern
Die Provinzen Jülich-Kleve-Berg und das Großherzogtum Niederrhein werden zur Rheinprovinz vereinigt. Sitz der Oberpräsidiums wird Koblenz. 62
Die Politischen Krisen (Julirevolution) des Jahres zusammen mit einer schlechten Ernte und einem harten Winter, der die Nutzung der Wasserkraft verhindert, treffen die Bergische Wirtschaft. 63
Elberfeld
Im September brechen in Elberfeld Tumulte und Demonstrationen durch Handwerksgesellen auf Wanderschaft aus. Der Oberbürgermeister organisiert eine Bürgerwehr und kann die Unruhestifter, selbst unbewaffnet, mit Drohungen beruhigen. 64

In Elberfeld beginnt der Bau der Königstraße (Friedrich-Ebert-Straße) und die Besiedlung Elberfelds beginnt sich nach Westen auszudehnen. 65
Barmen
In Barmen zählen von 25.000 Einwohner *innen über 6.000 offiziell als unterstützungsbedürftig, die Dunkelziffer wird auf noch einmal 2.000 geschätzt. 66 Die Stadt beginnt den Bau eines Krankenhauses. 67
Barmen und Elberfeld
In Barmen und Elberfeld gibt es bereits sechs chemischen Fabriken. Sie leiten ihre säurehaltigen Abwässer ungeklärt in die Wupper. 68
Elberfeld
Der Architekt des Elberfelder Rathauses (heute: von der Heydt-Museum), Adol von Vagedes schlägt vor, die Bebauung südlich des Rathauses abzureißen und einen Platz von der Alten Reformierten Kirche (Kirchplatz) bis zum Rathaus zu schaffen. Der Stadtrat lehnt ab, Elberfeld sei eine Fabrick-Stadt, keine Provinzial-Residenz oder Garnision-Stadt. 69
An der Zollstr. wird das Hauptsteueramtsgebäude aus Staatsmitteln gebaut und kostet 21,950 Thaler.70
1831
Barmen

Am 1. Juni wird der Grundstein für die Missionsanstalt der Rheinischen Missionsgesellschaft am Loh gelegt. Im folgenden Jahr wird das Gebäude eingeweiht. Die Rheinische Missionsgesellschaft besteht aus der Elberfelder (gegr. 3. Juni 1799), der Barmer (gegr. 8. September 1818), der Kölner und der Weseler Missionsgesellschaft. Zur Einweihung schickt die Londoner Missiongesellschaft „Götzenbilder“, die den Grundstock der Völkerkundlichen Sammlung werden. 1832 wird in Südafrika die Missionsstation Wupperthal gegründet. 71
Barmen und Elberfeld
Johann Heinrich Kamp, der als der reichste Elberfelder Wirtschaftsbürger gilt, wird am 22. Juni Präsident der neuen Handelskammer für Elberfeld und Barmen. 72
1833
„Alles ist hier Kirche und Handel, Bibel und Dampfmaschine.“
Karl Immanauel Nitzsch 73
Elberfeld
1834

Man ist hier von fatalen Exemplaren umgeben, Predigern, die jede Freude versalzen, trockenen, prosaischen Hofmeistern, die ein Concert für ein Sünde halten.
Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy 77
Elberfeld
Das Landgericht wird am 9. Mai 78 eingerichtet. In den 1840er Jahren entsteht das Gerichtsgebäude, bis dahin ist es an der Herzogstraße untergebracht. 79
Cronenberg
16 Eisenhämmer, 31 Schleifkotten und 290 Fabrikgebäude existieren in Cronenberg.80 Dazu kommen 660 Wohnhäuser. 81
Vohwinkel
Nach langen Jahren mal wieder Nachrichten aus Vohwinkel. Der Ort besteht aus drei Häusern/Höfen. Am 5. März 1834 verkauft die Witwe Johann Clef ihren Besitz an den Barmer Lehrer Johann Wülfing. 82
1835
Die „Fabrikarbeiter“ selbst betreffend, so grassirte damals, im Jahre 1835, als ich von Cöln nach Elberfeld übersiedelte, in dieser Stadt und in den umliegenden Fabrikorten, ja im ganzen Wupperthale und das Enneper Thal hinunter bis Iserlohn, besonders aber in Solingen, die gräßlichste Prellerei von Seiten der „Arbeitgeber“. […] Der allgemeine Charakter dieser Prellereien war: daß man die Arbeiter in wöchentlichen oder längeren Perioden nicht in baarem Gelde, sondern in verschiedenen anderen Weisen bezahlte.
Hermann Joseph Aloys Körner, Lebenskämpfe in der Alten und Neuen Welt. Eine Selbstbiographie, Band 2, Zürich 1866,
Elberfeld
Am 8. November wird am damaligen königsplatz die Laurentiuskirche eingeweiht. Baumeister ist wie beim Elberfelder Rathaus und der Antonius-Kirche in Barmen Adolf von Vagedes. 83

Die Gesellschaft Kasino eröffnet ihr Haus. Heute steht dort das Finanzamt Elberfeld. 84
1836/37
Mir war der Ort seiner grenzenlosen Gemeinheit wegen so ekelhaft geworden, daß […] ich mir das Gelübde ablegte, nie hierfür anders als gezwungen in diesem infamen Nest weilen zu wollen.
Karl Leberecht Immermann, Theaterleiter in Elberfeld.85
Das Haus Hohenzollern
Ausgehend von Bankenzusammenbrüchen in den USA und dem Bankrott britischer Bankhäuser, bricht die Konjunktur bis 1843 ein. 86
Elberfeld
In Elberfeld werden 900.000 Taler der Elberfeld-Wittener-Bahn gezeichnet und für die Elberfeld Düsseldorfer Bahn 225.000 Taler- in Düsseldorf noch einmal 465.000 Taler. Das Eisenbahnzeitalter beginnt im Bergischen Land. 87
1837
während dem Sommerhalb=Jahr beginnt die Arbeit: Morgens präcise um 5 Uhr, wer einige Minuten zu spät kömmt verfällt in eine Strafe von 6 Pfennig, welche ihm von seinem kärglichen Wochenlohn gekürzt wird, entfernt wohnende Kinder müßen wie ich es aus dem Munde der Eltern selbst gehört habe, schon gleich nach 4 Uhr aufstehen, um zur rechten Zeit dorten zu seyn, um so zu sagen 13. Stunden eingesperrt zu werden.
Bericht des Barmer Bürgermeisters Wilckhaus
Das Haus Hohenzollern
Im Bergischen Land leben 462.356 Menschen, davon die meisten (285.774) im Norden, wo der Verstädterungsgrad hoch ist (58%). Im Süden liegt er nur bei 8%. 88

Barmen
Der Barmer Unternehmer Johannes Schuchard veröffentlicht am 11. Mai eine Klage über die Kinderarbeit in den Fabriken.89 Was war passiert? Ein zwölfjähriges Mädchen war in die Wupper gesprungen, und wollte sich umbringen. Ein vorbeikommender Färbergeselle rettete ihr das Leben. Der Grund für den Suizidversuch: das Mädchen sich hatte umbringen wollen, weil ihr infolge einer Ungeschicklichkeit Lohnabzug drohte.
In einem Leserbrief stellte Johannes Schuchard, der nicht nur Fabrikant, sondern auch Abgeordneter im rheinischen Provinziallandtag war, die Frage, wie groß die Verzweiflung des Kindes doch gewesen sein müsse. Er schilderte die Welt der Kinder, die von früh bis spät in Fabriken eingesperrt, um Luft, Sonne, ja um alles gebracht würden, was für ein menschliches Gedeihen nötig sei. Das war das Vorspiel zur ersten parlamentarischen Debatte zum Thema Kinderarbeit in Deutschland. 90
Nahrung, Kleidung, Schlafstätte alles fehlt diesen armen Kindern, so daß viele von ihnen vorziehen in der Fabrik zu schlafen und an den Thüren zu betteln, als zu Hause mit den Ältern zu essen und sich dort nieder zu legen.
Regierungsschulrats Altgelt
1838
Das Haus Hohenzollern
Am 20. Dezember wird auf dem ersten Teilstück der Eisenbahnlinie Düsseldorf-Elberfeld zwischen Düsseldorf und Erkrath der Betrieb aufgenommen. Es ist der Startschuss der Erschließung des Bergischen Landes durch die Eisenbahn. In der Rheinprovinz sinken daraufhin die Transportkosten, z. B. für einen Zentner Steinkohle von 15,00 Pfennig pro Meile 1836 auf 0,45 Pfennig im Jahr 1878. 91
1839
Aber es herrscht ein schreckliches Elend unter den niedern Klassen, besonders den Fabrikarbeitern im Wuppertal; syphilitische und Brustkrankheiten herrschen in einer Ausdehnung, die kaum zu glauben ist; in Elberfeld allein werden von 2500 schulpflichtigen Kindern 1200 dem Unterricht entzogen und wachsen in den Fabriken auf, bloß damit der Fabrikherr nicht einem Erwachsenen, dessen Stelle sie vertreten, das Doppelte des Lohnes zu geben nötig hat, das er einem Kinde gibt. Die reichen Fabrikanten aber haben ein weites Gewissen, und ein Kind mehr oder weniger verkommen zu lassen, bringt keine Pietistenseele in die Hölle, besonders wenn sie alle Sonntage zweimal in die Kirche geht. Denn das ist ausgemacht, daß unter den Fabrikanten die Pietisten am schlechtesten mit ihren Arbeitern umgehen, ihnen den Lohn auf alle mögliche Weise verringern, unter dem Vorwande, ihnen Gelegenheit zum Trinken zu nehmen, ja bei Predigerwahlen immer die ersten sind, die ihre Leute bestechen.
Friedrich Engels, Briefe aus dem Wupperthal
Elberfeld
Die Königstraße wird gebaut, ebenso der der Königsplatz. Heute Friedrich-Ebert-Straße und Laurentiusplatz. 94
Vohwinkel
Im Herbst rollt eine Postkutsche der Linie Berlin – Köln nach dem Pferdwechsel am Abend von Elberfeld kommend nicht den Berg nach Gräfrath hinauf, um in Solingen erneut die Pferde zu wechseln. Ob durch Trunkenheit oder Müdigkeit des Kutschers, die Postkutsche fährt in Richtung Vohwinkel und die Tiere ziehen den besetzten Wagen in den Teich. Alle Passagiere und Pferde können durchnässt gerettet werden. 95
1839
Das Haus Hohenzollern
Preußen verbietet die Beschäftigung von Kindern unter neun Jahren. Kinder über 9 Jahre durften maximal 10 Stunden täglich arbeiten. Nachtarbeit war verboten. 96
1840
Haus Hohenzollern
Am 7. Juni 1840 stirbt Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. folgt ihm auf dem preußischen Thron und als Herrscher über das (nicht mehr benannte) Herzogtum Berg. Der Begriff Bergisches Land entsteht erst später.

Elberfeld
Die Stadt Elberfeld erlässt eine Straßensatzung und schreibt am 10. April die Müllabfuhr aus. Ab 5:30 Uhr fahren die Fuhrwerke mit Schellengeläut durch die Straßen, damit die Bürger*innen die Müllkörbe rechtzeitig rausstellen können. In fünf Bezirken fuhr jeweils ein Kutscher mit seinem Fuhrwerk, in zwei Bezirken wurden je zwei Gespanne eingesetzt. Die Kosten wurden aus dem Stadtsäckel beglichen. Fäkalien und Viehdung mussten auf eigene Kosten abgefahren wurden und durften nur zwischen 23 Uhr und 4 Uhr (im Winter 5 Uhr) ausgefahren werden.99
1841
Am vorigen Sonnabend fand ein für die Damen der Direktion und des Verwaltungsrates veranstaltete Probefahrt auf der Eisenbahnstrecke von Vohwinkel nach Düsseldorf statt. Diese Fahrt bereitete die höchste Befriedigung und Freude, und während gegen 4 Uhr nachmittags der aus neun Wagen bestehende Convoy von Düsseldorf in Vohwinkel eintraf und die mitgebrachte glänzende und große Gesellschaft in Vohwinkel verweilen ließ, nahm der Wagenzug die nicht minder zahlreiche und schöne Gesellschaft von Elberfeld auf, welche in Erkrath einen best servierten Kaffeetisch vorfand, nach dessen Benutzung nach weiter nach Düsseldorf fuhr und demnach den Rückweg wieder nach Vohwinkel nahm. Die Reise nach Düsseldorf wurde in 35 Min. und die Rückreise nach Vohwinkel in 39 Min. abgefahren. In den ersten Tagen wird die Bahn vollständig eröffnet und 4 mal befahren. Die Post stellt große Omnibusse für die Verbindung zwischen Elberfeld und Vohwinkel her, und in 6 Wochen sind Elberfeld und Düsseldorf (über Vohwinkel) durch eine Eisenbahn verbunden.
Täglicher Anzeiger Elberfeld vom 11. Mai 1841 100

Vohwinkel
Die Strecke Düsseldorf-Elberfeld wird errichtet und führt ab dem 21. Mai von Erkrath bis Vohwinkel.101 Von Düsseldorf fährt um 6, 10:30, 14 und 18 Uhr ein Zug nach Vohwinkel. Von Vohwinkel fährt um 7:30 Uhr, 12 Uhr, 16 Uhr und 19:30 Uhr ein Zug ab. Der Preis für einen Fahrschein ab Vohwinkel beträgt in der I. Klasse 20 Silbergroschen, in der II. Klasse 12,50 Sgr und in der III. Klasse 8 Sgr.102
Fahrende Wagen sind uns wohl bekannt;
F.L.W., Täglicher Anzeiger der Stadt Elberfeld. 105
Auch Schnellwagen fahren durchs ganze Land.
Doch wollt Ihr fliegende Wagen nun sehn,
Dann müsst Ihr nach der Eisenbahn gehn.
Drauf werdet Ihr fliegen von Ort zu Ort,
Der Dampf, er treibet die Welt nun fort.
1842
Ronsdorf

Das neue Rathaus in Ronsdorf wird am 1. Mai eingeweiht. 106 In den folgenden Jahren werden die Landstraßen nach Elberfeld, Oberbarmen und Remscheid gebaut, wodurch Ronsdorf Anschluss an das Straßennetz des Bergischen Landes erhält und weiter wachsen kann. 107
Barmen und Elberfeld
Für die Opfer des großen Feuers von Hamburg sammeln die Elberfelder und Barmer an einem Tag 12.000 Taler, während das städtische Armenhaus in Elberfeld darbt. 108
Barmen und Elberfeld
Das Königspaar besucht am 27./28 August Barmen und fährt von Elberfeld mit der Eisenbahn nach Düsseldorf. 109
Elberfeld
Die neuen Friedhöfe am Dorrenberg werden eingeweiht. Die lutherischen und reformierten Friedhöfe am Engelnberg (heute Parks an der Else-Lasker-Schüler-Str.) werden aufgegeben. 110
1844
Vohwinkel
23. April: Johann Wülfing verkauft ein Grundstück seines Hofes an die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn. 111
Barmen
Barmen gründet eine Sparkasse. 112
Elberfeld
Am 15. Oktober erscheint in der Elberfelder Zeitung ein Aufruf zur Gründung eines Kreisvereins für Volksbildung. Auf der Gründungsveranstaltung können sich die Anwesenden nicht auf ein gemeinsames Ziel einigen und es entstehen zwei Vereine: Der Verein zur Beförderung christlicher Volksbildung“ mit einem Schwerpunkt auf religiöser Erziehung und der „Verein für Volksbildung (24.11.1844) mit einem Schwerpunkt auf sittlicher und geistiger Ausbildung der Arbeiterklasse. Beiden Vereinen verweigerte die Regierung die Genehmigung der Statuten.113
1845
Es besteht hier der Gebrauch, daß Männer der höheren Stände in dem Gasthof der Witwe Obermayer Sonnabends zu Nacht speisen. Vor einiger Zeit erhielt ich einen, seitdem verbrannten oder fortgeworfenen Brief von einem sich hier aufhaltenden Maler Köttgen, worin er mir mittheilte, am […] Sonnabend-Abend wollten ein Dr. Heß und ein Herr Engels – Sohn eines der reichsten Kaufleute zu Barmen – zur Frau Obermeyer kommen, und dort einige Mittheilungen über die Idee des Kommunismus machen, […]
Ober-Prokurator v. Kösteritz, 7. April 1841 114
Das Haus Hohenzollern
Die neue rheinische Gemeindeordnung wird am 23. Juli beschlossen. Ein hoher Wahlzensus verhindert, dass mehr als 5 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt sind, sorgt aber dafür, dass nicht mehr der Besitz von Grund und Boden entscheidend ist, was den Wirtschaftsbürgern im Bergischen Städtedreieck zugute kommt. 115
Der Oberbürgermeister wird nicht gewählt, sondern vom preußischen König ernannt. 116
Elberfeld
Die Stadt Elberfeld erlässt am 21. Oktober eine neue Feuerlöschordnung. 13 Brandspritzen werden aufgestellt:
Nr. 1 auf der kleinen Hofauerstr.
Nr. 2 am letzten Heller
Nr. 3 am Waisenhaus
Nr. 4 an der lutherischen Kirche
Nr. 5 am Rathaus
Nr. 6 am Schlachthaus
Nr. 7 an der Ohligsmühle
Nr. 9 an der Auer Schule
Nr. 10 am Brill
Nr. 11 an der Karlsstr.
Nr. 12 an der Friedrichstr.
Nr. 13 auf der Gathe. 117
Barmen
In Barmen sind von 34.900 Einwohner *innen 834 Männer wahlberechtigt.
Die Barmer Stadtschule wird zur Realschule mit Latein- und Griechischunterricht. 118
Elberfeld
Friedrich Engels führt mit Moses Heß und Gustav Adolf Köttgen am 8., 15. und 22. Februar drei „kommunistische Meetings“ durch und fordert soziale Reformen. Nachdem die letzte Veranstaltung 200 Menschen anzieht, verbieten die Behörden diese Versammlungen. 119
Vohwinkel
Am 22. September verkauft Johann Wülfing einen weiteren Teil des Hofes Vohwinkel an die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn von Steele nach Vohwinkel. Das Gutshaus am Markt in Vohwinkel wandelt sich in eine Wirtschaft mit Bahn- und Postbüro, eine Scheune dient als Schule. Weitere 8 Häuser entstanden in der Nähe. Vohwinkel beginnt zu wachsen. 120
Rauchende Schlote, brausende Maschinen, stattliche Etablissements, dürftige Arbeiterwohnungen, dazu ein kleines schmutziges Flüßchen und in größerer Ferne Hügel und Wald: da habt ihr das „gesegnete Wupperthal“. […] Ich habe mit Heß einen langen Spaziergang durch die Stadt gemacht. Sie macht, wie alle Städte in dieser Gegend, einen tristen Eindruck durch die gleichförmig mit grauem Schiefer benagelten Häuser; es ist, als wenn man durch einen lange Reihe von Särgen wandelte. […]Es war noch ganz heller Tag, als wir das Arbeiter-Viertel gingen und doch ließ sich die Prostitution schon auf der Straße blicken! Man denke nur, Prostitution in der frommen, gottesfürchtigen und religiösen Stadt Elberfeld, der Zionswächterin, Prostitution am hellen Tage auf der Gasse trotz der Religion! Wie wär’s also, wenn wir die Abhülfe solcher Übel einmal durch wirklich geistige (nicht geistliche) und materielle Hebung der Arbeiter versuchten? Aber da stockt’s!
Otto Lüning, REisebilder 121
Der hohen unerschwinglichen Miethe wegen wohnt der Weber in den entlegensten Gassen, in armseligen Höhlen ohne Luft und Sonne. Dringt man durch die mit Unrath und Koth bedeckten Gassen bis zu ihm hin, was findet man in seiner Wohnung? Den Hausrath, die Bettung, die Kleidung, die Kost eines Bettlers; eine Unreinlichkeit, einen Qualm, eine Ausdünstung, die kaum zu athmen. Hinter zwei oder drei Stühlen sitzen eben so viele Skelette und daneben, in einer Ecke, spult die alte Groß- oder Schwiegermutter, in andern Ecken die schutzbenöthigten und schulpflichtigen, zerlumpten Kinder — und durch sie alle hin windet sich die Hausfrau, die den Rest ihrer Jugendkraft aufwendet, den schreienden , siechenden Säugling zu beschwichtigen. Ohne Stütze, ohne Kredit, ohne Aufmunterung, leben diese Jammergestalten ihr Leben in einer solchen Erstarrung dahin, daß sie eine Verbesserung ihres elenden Zustandes kaum für möglich halten.
Das gesegnete Wupperthal, in: : Gesellschaftsspiegel. Organ zur Vertretung der besitzlosen Volksklassen und zur Beleuchtung der gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart, 1. Band, Elberfeld 1845.
1846
Elberfeld
In den letzten 5 Jahren kamen in Elberfeld folgende Verbrechen vor: 37 Selbstmorde, 2mal Totschlag, 3 Kindermorde, 372 körperliche Mißhandlungen, 72 Einbrüche, 4 Straßenraube, 718 Diebstähle, 59 Betrugsfälle, 25 Fälle von Falschgeld und „2 fleischliche Verbrechen.“ 122
Elberfeld
Als Reaktion auf das Erstarken des Sozialismus gründet Adolf Kolping in Elberfelder den ersten Katholischen Gesellenverein. 123
Ich sah wie die armen Geschöpfe nach überstandenen 11stündigen Leiden aus den Fabrikkerkern in den Schulsaal traten. Wie Schatten kamen sie Eins nach dem Andern herangezogen und ließen sich in dem halbdunkeln Licht einer fast ersterbenden Lampe, welche die armen Kinder des Öhles nicht werth zu erachten scheint, auf ihren Bänken nieder, um sich von Neuem der Folter eines dreifachen Feindes zu unterwerfen; des Hungers nämlich, der sie quält, des Schlafes, der sich ihrer bemächtigt, während der 3te, der Lehrer, mit der Zuchtruthe sie den Armen des Letzteren entreißt und durch seinen Unterricht ihm doch immer wieder zustößt. Ja wahrlich, der Unterricht, den die Gequälten erhalten, ist einschläfernd, ist folternd, ist geisttödtend.
Schulrat Sebastiani, 26.1.1846
1847
„Nähert sich der Reisende Elberfeld, dem Standort der Seiden- und Baumwollgewerbe, so bietet das Landschaftsbild völlig andere Züge als die benachbarte Grafschaft Mark, die wir gerade hinter uns gelassen haben. Hübsche Bauernhäuser mit kleinen Länderein füllen das ziemlich enge Tal. […] Die Fabriken werden fast ausnahmslos von Wasserkraft angetrieben. Sie sind daher folgerichtig entlang der Wupper, ihrem Gefälle entsprechend, angelegt. Zwischen ihnen stehen, oft ein oder zwei Meilen von der Fabrik entfernt, die Bauernhäuser. […]
Thomas C.Banfield, 1846/47 124
Man muss gestehen, dass eine Arbeiterbevölkerung, die so verstreut auf dem Lande wohnt, einen erfreulichen Kontrast zu dem Anblick der schäbigen Siedlungen bietet, die am Eingang unserer [englischen, Anm.] Industriestädte anzutreffen sind.[…] Wir haben allerdings Zweifel, in der Hinsicht, dass der englische Arbeiter mit dem deutschen tauschen würde, wie idyllisch dem Fremden auch sein Wohnen erscheinen mag. „
Barmen

Am 9. Oktober wird die Eisenbahnstrecke Schwelm- Elberfeld eröffnet. Der erste Zug fährt durch Barmen. Am 9. März wird die Strecke nach Dortmund eröffnet. 125
Elberfeld
Adolf Kolping kommt aus Kerpen nach Elberfeld und begründet die „Kolpingfamilie“. 126
Am 18. April gründen die Anhänger des streng reformierten, aus Holland stammenden Pastors Kohlbrügge als Reaktion auf die neue, bereits 1835 im Rheinland eingeführte, Kirchenordnung und Liturgie die niederländisch-reformierte Gemeinde. 127
Am 20. April wird die Elberfelder Turngemeinde gegründet. 128
Vohwinkel
Die „Prinz-Wilhelm-Eisenbahn“ führt am 1. Dezember 129 durchgängig vom Ruhrgebiet nach Vohwinkel. 130

Wuppertal
Die Wirtschaftskrisen des Vormärz erreichen längst auch das Wuppertal. 92 Konkurse werden beim Elberfelder Handelsgericht aktenkundig, Brotmarken werden ausgegeben, Suppenküchen errichtet und Notstandsarbeiten eingeführt. 131
Nicht weit von der ersten Station der Düsseldorfer Eisenbahnlinie, bei Sonnborn, liegen das Rittergut und die kunstvoll gebaute Spinnerei Jung aus Elberfeld. Nach geltendem Gewohnheitsrecht hält der Herr von Hammerstein als Eigentümer des ersteren, eine kleinen, modernen Herrensitzes, und nicht als Fabrikgründer einen Sitz im Provinziallandtag. Doch als Baumwollspinner zieht die Dankbarkeit seiner Mitbürger wie die Neugierde des Lesers auf sich.
Thomas C.Banfield, 1846/47 132
Die Fabrik wurde an der Wupper erbaut. All das Wasser dieses schmutzigen Flusses wird auf ein riesiges Rad geleitet, das im Sommer jedoch kaum 40 PS schafft. Zur Ergänzung war eine Dampfmaschine von 50 PS während unseres Besuches im Einsatz (im Juni). Die Technik ist trefflich abgestimmt, so daß die beiden Antriebskräfte zusammen eingesetzt werden können.
1848
Die loyalen Fabrikanten des Wupperthales fingen aber an, mit patriotischer Leidenschaft schwarz-roth-goldene Bänder zu „fabriciren“, Hals- und Taschentüder in diesen gefeierten Farben zu weben, und Seide und Kattune mit Schwarz, Roth und Gelb zu bedrucken. Die Drucker und Weber mußten damals Tag und Nacht durcharbeiten, damit die Fabrikherren recht bald ihr nettes industrielles Deutschthum auf die Märkte“ bringen konnten – ein „einträglicher Patriotismus“, diese Speculation der Krämerseelen! –
Hermann Joseph Aloys Körner, Lebenskämpfe in der Alten und Neuen Welt. Eine Selbstbiographie, Band 1, Zürich 1865
Das Haus Hohenzollern
Am 27. Februar veröffentlicht eine Extra-Beilage der Düsseldorfer Zeitung den Sturz des Königs in Paris und die Ausrufung der Republik. Am 3. März 1848 wird um den in Elberfeld geborenen Rechtsanwalt Hugo Wesendonck ein Komitee gegründet, dass den preußischen König zur Einberufung einer Volksvertretung auffordert. Während in Düsseldorf sich eine revolutionäre Bewegung entwickelt, bleibt es im restlichen Bergischen Land still. 133
Am 1. Mai werden im Bergischen Land die Vertreter für die Nationalversammlung in Frankfurt gewählt. Mehrheitlich werden im Bergischen Land gemäßigt liberale Honorationen gewählt. Lediglich in Düsseldorf wurde mit Hugo Wesendonck ein expliziter Demokrat gewählt. 134
Am 9. November reagiert der Düsseldorfer Volksklub auf die Entmachtung des Parlamentes in Berlin, in dem er sich für permanent erklärt und zu einem Steuerboykott aufruft. Die Düsseldorfer Bürgergarde unter Ferdinand Lassalle durchsucht die Stadt nach Steuergeldern. Im Gegenzug verhängt der Düsseldorfer Regierungspräsident den Belagerungszustand über die Stadt. 135

Denn das eben ist die dämonische Dialectik in revolutionären Bewegungen, daß der daran mit redlicher Ueberzeugung Theilnehmende von Stufe zu Stufe weiter getrieben wird, oft ohne eigne Wahl, bis er auf einmal auf jäher Höhe angelangt einen Abgrund vor sich sieht, den er entweder durch die Trümmer des angegriffenen Bestehenden ausfüllen muß oder in den er selbst hinabgestürzt wird.
Hermann Joseph Aloys Körner, Lebenskämpfe in der Alten und Neuen Welt. Eine Selbstbiographie, Band 2, Zürich 1866
Barmen
Der Barmer Gemeindrat verfasst am 7. März eine königstreue Adresse angesichts der aufkeimenden revolutionären Stimmung in Preußen. 136
Elberfeld
Am 4. März verabschiedet der Elberfelder Gemeinderat eine Eingabe an den König in Berlin. Eingebracht hatte diese August von der Heydt aus Sorge um das revolutionäre Potential des Wuppertals. Der Elberfelder Gemeinderat fordert: eine Volksvertretung für Preußen, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Religionsfreiheit, Beibehaltung des französischen Rechts in der Rheinprovinz und eine Volksvertretung für die deutsche Nation.137
„Was geht uns die Preßfreiheit an?“ schrieen sie wild durcheinander, „Freßfreiheit ist es, was wir verlangen!“
Hermann Joseph Aloys Körner
Am 18. März 1848 gerät eine Volkversammlung in Elberfeld außer Kontrolle. Arbeiter stürmen eine Fabrik und zerstören Maschinen. Das Militär, zufällig vor Ort, beendet die Unruhen. Während die Bürger eine Bürgerwehr formen und Reformen zur Demokratisierung fordern, geht es den Arbeitern um Arbeitszeit, Mindestlohn und ein menschliche Behandlung. 138
Am 28. März hält die katholische Gemeinde einen Gottesdienst für die Toten des Berliner Aufstandes ab. Das Ansinnen von Kaplan Adolph Kolping stößt auf wenig Verständnis bei den evangelischen Pfarrern. Sie sind königstreu und treten für eine „Evangelisierung statt Revolutionierung“ ein. 139
Am 16. August 1848 besucht der König Elberfeld, nachdem er in Düsseldorf vom dortigen Rath nicht offiziell empfangen worden war:
Elberfeld und BArmen
In beiden Städten werden politische Vereine gegründet wie der liberale „Politische Club“, der konservative „konstitutionelle Verein“, der monarchistische „Patriotische Verein“ der „Bürger-Klub“, der „Turnerbund“, der „Handwerker-Verein“ oder der absolutistische „Treubund“. 140
Cronenberg und Ronsdorf
In Cronenberg verhindert der „Sicherheitsverein“ alle Demonstrationen. Es bleibt ruhig, ebenso in Ronsdorf. 141
1849

„In Elberfeld haben viele tausend Mann
Die Elberfelder Barrikade 20. Mai 1849, KLadderadatsch.
auf die Reichsverfassung geschworen.
Der Tanz geht los! Der Feind rückt an!
Die Preußen stehn vor den Thoren!
In Elberfeld giebt’s harten Strauß,
und Prügel giebts nach Noten;
Die Preußen ziehn zur Stadt hinaus
Mit fünf drei Viertel Todten.
In Elberfeld geht’s lustig her:
Die Rheinischen Lazzaroni
Bau’n Barrikaden von Golde schwer,
von Silber und von Mahagoni.
Und all die blanke Herrlichkeit,
Bildsäulen, Spiegel und Lüstre,
Die liefert Herr Daniel von der Heydt
Der Bruder vom Handelsminister
Herr Daniel rauft sich das Haar und heult:
‚Weh! Wollt ihr mich denn nicht schonen?
ich habe ja an die Rebellen vertheilt
Schon an die tausend Patronen!‘
Da kömmt ein Proletarier her
und bietet ihm eine Prise
‚Wenn Ihr Bruder nur kein Minister wär‘!
Und wenn er nicht August hieße!!’“
Das Haus Hohenzollern
Im März geht die Strecke Elberfeld-Dortmund in Betrieb, 13 Jahre nach den ersten Kapitalzeichnungen. 142
Barmen
35.984 Einwohner*innen leben in Barmen. Knapp 3.000 weniger als in Elberfeld. 143
Barmen
Während in Elberfeld der Aufstand tobt, riegeln die Barmer die Grenze zu Elberfeld ab. 144 Am 10. Mai 1849 wird die Neutralität proklamiert. Der König schickt der Stadt „der Treuen“ eine Marmorbüste. 145
Vohwinkel
In Vohwinkel erreicht der Güterverkehr aus dem Ruhrgebiet so große Ausmaße, dass am 1. Mai ein Inspektor eingestellt wird. Auch der Personenverkehr steigt, von 11819 Personen im August 1841 auf 38.808 im Jahr 1849. 146
Elberfeld
Am 1. Januar wird im Bahnhofsgebäude ein elektro-magnetischer Telegraph in Betrieb genommen. Ab 1. Oktober ist die Benutzung auch Privatleuten gestattet. Über Düsseldorf reicht die Verbindung bis nach Berlin oder Verviers in Belgien.147
„Die Landwehrmänner Elberfeld’s erklären: daß des Königs Ministerium ein volksfeindliches ist; und da es nicht entlassen worden, troß dem Ansuchen des Volkes, so haben sie sich des Gehorsams der absoluten Krone Preußens entbunden. Dagegen erklären sich dieselben mit der von der National-versammlung in Frankfurt festgestellten Reichsverfassung einverstanden, und sind entschlossen, die Einführung dieser Verfassung in Deutschland mit der Macht ihrer Person und ihrer Ehre zu bewerkstelligen. Elberfeld, den 3. Mai 1849.
Das Landwehrcomite :
Hermann Joseph Aloys Körner, Lebenskämpfe in der Alten und Neuen Welt. Eine Selbstbiographie, Band 1, Zürich 1865
Pothmann. Hillmann. Kirberg. Läuffer.“
Andere hoben die Schlagladen an den Häusern aus, rissen Lattenzäune nieder und rollten Regenfässer und andere Gegenstände herbei. Alles wurde zu dem Postwagen geworfen, um die Straße zu versperren; dann rückte man noch mit einem Postbeiwagen heran, welcher das Schicksal des ersten Wagens teilte. Dann riß man das Pflaster auf und war die Steine zwischen die entstehende Barrikade.
zitiert nach: Klaus Goebel, Revolution 1848/49: Bürger auf den Barrikaden, in: Klaus Goebel, Michael Knieriem, Kurt Schnöring, u.a. (Hg.), Geschichte der Stadt Wuppertal, Wuppertal 1977.
[…] der Bürger Friedrich Engels von Barmen, zuletzt in Köln wohnhaft, wird unter voller Anerkennung seiner bisherigen, in hiesiger Stadt bewiesenen Tätigkeit ersucht, das Weichbild der städtischen Gemeinde noch heute zu verlassen, da seine Anwesenheit zu Mißverständnissen über den Charaker der Bewegung Anlaß geben könnte.“
zitiert nach: Klaus Goebel, Revolution 1848/49: Bürger auf den Barrikaden, in: Klaus Goebel, Michael Knieriem, Kurt Schnöring, u.a. (Hg.), Geschichte der Stadt Wuppertal, Wuppertal 1977.
Elberfeld
Am 31. März erwartet die Stadt am Elberfelder Hauptbahnhof die Delegation des Frankfurter Parlaments, die dem preußischen König die deutsche Kaiserkrone und Frankfurter Verfassung anbieten wird. Die Delegation fährt aber von Düsseldorf über Duisburg statt durch das Wuppertal nach Berlin. 148
Am 1. Mai missbilligt der Elberfelder Gemeinderat mit 16:7 Stimmen die Auflösung der zweiten Kammer des preußischen Landtags durch den König. Die Anerkennung der Frankfurter Reichsverfassung für alle deutsche Staaten wird hingegen mit 12:11 Stimmen abgelehnt. 149
Am 7. Mai beginnt der zehn Tage dauernde Elberfelder Aufstand. Nachdem der preußische König die Reichsverfassung und Kaiserkrone abgelehnt hat, löst er das preußische Parlament auf. In Elberfeld weigern sich die einberufenen Landwehr-Männer in die Kaserne einzurücken und gründen stattdessen ein Komitee zur Verteidigung der Reichsverfassung. In Solingen und Düsseldorf entstehen ähnliche Bewegungen. Die Verteidigung des Allgemeinen Wahlrechts und damit die Chance auf gesellschaftliche Beteiligung war ihr Ziel. Die preußischen Soldaten schlagen den Aufstand nieder. Wer nicht flieht, wird verhaftet und zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 150
Am 9. Mai treffen auf dem Bahnhof Steinbeck zwei Kompanien Infanterie ein. Die Bitten des Oberbürgermeisters von Carnap und einiger Stadtverordneter, die Stadt nicht zu betreten, werden abgelehnt. Die Soldaten marschieren zum Wall. Währenddessen erstellen die Elberfelder Barrikaden, um das Quartier des Landwehrkomittees, das verhaftet werden soll, an der Paradestraße zu schützen. Auf dem Neumarkt wird eine Einheit der Soldaten mit Steinen vertrieben und muss sich zum Königsplatz (Laurentiusplatz) zurückziehen.
Das Haus des Oberbürgermeister an der Herzogstr. Ecke Wall wird demoliert, das Gefängnis am Turmhof gestürmt und die Gefangenen befreit. Um 20:30 Uhr stürmen Soldaten die Hauptbarrikade am Haus des Bürgermeisters. Ein Soldat und drei Barrikadenkämpfer sterben. Die Soldaten ziehen sich zurück und rücken um 4 Uhr in der früh nach Düsseldorf ab. 151
Am 10. Mai werden die Barrikaden verstärkt und ein Sicherheitsausschuss wird gebildet. Friedrich Engels eilt aus Köln nach Elberfeld. 152
Am 13. Mai schickt der Sicherheitsausschuss drei angesehene Bürger, den Abgeordneten Pagenstecher, den Landesgerichtspräsidenten Philippi und den späteren Handelskammerpräsidenten Simons-Köhler nach Düsseldorf und Berlin, um über eine Amnesie der Rebellen zu verhandeln und den erneuten Einsatz des Militärs zu verhindern. Vergeblich. 153
Am 14. Mai schickt der Sicherheitsausschuss einen Kurier nach Frankfurt zur Nationalversammlung und zu anderen Sicherheitsausschüssen. Man bittet das deutsche Volk um Lebensmittel, Munition, Waffen, Geld und Unterstützung im Kampf gegen das Militär. Am gleichen Tag wird Friedrich Engels als unerwünschte Person aus der Stadt ausgewiesen, alle roten Fahnen werden eingesammelt. Der Aufstand ist bürgerlich, nicht kommunistisch. 154
Am Abend des 16. Mai kehrt die Delegation aus Berlin zurück und verkündet per Telegramm wahrheitswidrig, dass Preußen die deutsche Frage (der Reichseinheit) unter „zugrundelegung der Frankfurter Verfassung“ lösen wolle. Daraufhin wird der König hochgelebt und die Freischärler werden gebeten, die Stadt zu verlassen, auch weil sie nicht zu verteidigen ist. 155
Am 17. Mai ziehen die Aufständischen ab, teilweise zur Südwestdeutschen Revolutionsarmee in die Rheinpfalz, eine anderer Teil wird bei Remlingrade gestellt und aufgerieben. 156
Am 19. Mai besetzen preußische Truppen die Stadt und stellen die Ordnung wieder her.157
Die Bahnstrecke zwischen Elberfeld und Dortmund wird eröffnet. 158
Am 7. September tritt die Cholera in Elberfeld auf. 1460 Personen erkranken bis März 1850, 550 starben. 159
Unter dem Vorwande der deutschen Sache, haben die Feinde des Vaterlandes zuerst in dem benachbarten Sachsen, dann in einzelnen Gegenden von Süddeutschland die Fahne der Empörung aufgepflanzt. Zu Meinem tiefen Schmerze haben auch in einigen Theilen unseres Landes Verblendete sich hinreißen lassen, dieser Fahne zu folgen und unter derselben, im offenen Aufruhr gegen die rechtmäßige Obrigkeit, göttliche und menschliche Ordnung umzustürzen. […]
Friedrich Wilhelm, 15. Mai 1849. “An Mein Volk! Unter Dem Vorwande Der Deutschen Sache Haben Die Feinde Des Vaterlandes […].” N.p., 1849-05-15. Print.
[…]hat die [National-]Versammlung mit Preußen gebrochen. Sie ist in ihrer Mehrheit nicht mehr jene Vereinigung von Männern, auf welche Deutschland mit Stolz und Vertrauen blickte. Eine gr0ße Zahl ist, als die Bahn des Verderbens betreten wurde, freiwillig ausgeschieden, und durch meine Verordnung vom gestrigen Tage habe Ich alle preußischen Abgeordneten, welche der Versammlung noch angehörten zurückgerufen.[…] In der Versammlung herrscht jetzt eine Partei, die im Bunde steht mit den Menschen des Schreckens, welche die Einheit Deutschlands zum Vorwande nehmen, in Wahrheit aber den Kampf der Gottlosigkeit, des Eidbruches und der Raubsucht gegen die Throne entzünden, um mit ihnen den Schutz des Rechtes, der Freiheit und des Eigenthums umzustürzen. Die Gräuel, welche in Dresden, Breslau und Elberfeld unter dem erheuchelten Rufe nach Deutschlands Einheit begangen worden, liefern die traurigen Beweise. […]
1850

Das Haus Hohenzollern
Die Farbenfabriken Friedrich Bayer werden in Barmen gegründet. Das Bergische Land entwickelt sich ausgehend von Färbereien zu einem wichtigen Standort der neuen chemischen Industrie mit Standorten in Elberfeld und Leverkusen. 160
Elberfeld
In Elberfeld werden 146 Regentage und 8 Gewitter verzeichnet.161
Am 31. Dezember befinden sich 52 männliche und 3 weibliche Gefangene im provisorischen Arresthaus des Landgerichts im alten Rathaus. Im folgenden Jahr sind insgesamt 405 männliche und 75 weibliche Gefangene in Untersuchungshaft.162
Das erste städtische Krankenhaus am Ostersbaum wird am 26. April seiner Bestimmung übergeben. 1863 wird es zum Arrenberg verlegt. 163
Barmen und Elberfeld
50 Droschken verkehren regelmäßig zwischen Barmen und Elberfeld. 164
49.000 Menschen leben Elberfeld, 42.000 in Barmen. 165
Es herrscht wieder Vollbeschäftigung. 166
Vohwinkel
Der Ort hat 58 Einwohner*innen. 167
Am 30. Januar überreichen vier Vohwinkler Bürger dem Schulvorstand in Sonnborn den Antrag, einen neuen Schulbezirk in und um Vohwinkel zu errichten. Man argumentierte mit dem schlechten Schulbesuch der Vohwinkeler Kinder, die 40 Minuten bei Wind und Wetter nach Sonnborn oder Gräfrath laufen mussten, ohne warme Speise und mit nassen Klamotten und der Sorge der Eltern vor allem in der dunklen Jahreszeit. Der Antrag wurde abgelehnt. Erst 1853 genehmigte die Regierung die Einrichtung eine Privatschule. 168
1851
Vohwinkel
Johann Wülfing, Besitzer des Gutes Vohwinkel, stirbt. Der Gerichtsvollzieher versteigert am 3. November den Besitz: „9 Kühe, 3 Pferde, 3 Schweine, sämtliche Ackergerätschaften ( 1 Frachtwagen, 3 Karren mit 4-zölligen Rädern, 1 Karren mit 5-zölligen Rädern, 3 Pflüge, Eggen, Walze, 1 Wannenmühle, 1 Beutelkasten und sämtliche Pferdegeschirre), dann sämtliche Hausmobilien (Oefen, 1 Fournaise, Tisch, Stühle, Spiegel, Komoden, Kleiderschränke, Leinwandschrank, Bettstellen, Federbetten, Klavier, 4 Schreibpulte, 1 Sekretär, Leinwand, zinnerne, kupferne und eiserne Geschirre), sodann eine Quantität ausgedroschenes Getreide (Roggen, Gerste, Hafer), eine Quantität ausgedroschene Erbsen, ca. 20.000 Pfd. Kleeheu und ebensoviel Wiesenheu.“ 169
Elberfeld
Auf durchschnittlich 327 Einwohner*innen kommt ein Bäcker, auf 598 Einwohner*innen ein Metzger, auf 169 Einwohner*innen ein Schneider, auf 124 Einwohner*innen ein Schuhmacher und auf 187 Einwohner*innen ein Tischler. Oder in absoluten Zahlen: 135 Bäckermeister, 81 Metzgermeister, 369 Schuhmachermeister, 274 Schneidermeister, 255 Tischlermeister. Dazu kommen 42 Bierbrauereien und 290 Wirte, darunter aber nur 21 Gastwirte. 170
Die Pocken-Impfungen haben im Jahre 1851 guten Fortgang gehabt. Es waren 2303 Impflinge vorhanden, von welchen bei den öffentlichen Gesammt-Impfungen 1424, durch Privat-Impfungen 334, überhaupt also 1758 Kinder mit gewünschtem Erfolge geimpft wurden. Wegen unterlassener Pocken-Impfung wurden im Jahre 1851 74 Personen polizeilich bestraft. Es erkrankten an den Pocken 285 Personen, von welchen 15 starben.
Karl Coutelle 171
1852
Elberfeld
In einem abgelegen Raum des Elberfelder Rathauses wird auf Initiative des Realschullehrers Peter Heuser eine Bücherei „zur Förderung der sittlichen und wissenschaftlichen Bildung der Bürgerschaft“ eingerichtet. 1.500 Bände stehen für diesen Zweck zur Verfügung. Großer Erfolg ist ihr nicht beschieden, 1866 wird sie aufgelöst und der Buchbestand dem Allg. Bildungsverein übergeben. 172
1853
Das Haus Hohenzollern
Der aus Elberfeld stammende Handelsminister August von der Heydt verschärft das Gesetz gegen Kinderarbeit. Kinder unter 12 Jahren dürfen nicht mehr in Fabriken beschäftigt werden , Jugendlich unter 14 Jahren nur sechs Stunden täglich. 173
Elberfeld
Elberfeld führt am 1. Januar 174 das „Elberfelder System“ der Armpflege ein. Grundlage sind ehrenamtliche Armepfleger, im Volksmund „Pottkieker“ genannt, die zwei bis vier arme Familien betreuten, über Unterstützung entschieden oder diese entzogen, wenn Arbeitsangebote abgelehnt wurden. 175
Vohwinkel
Am 6. Januar wird die Eisenbahn-Postexpedition in Vohwinkel einer Postexpedition II. Klasse. Der Postexpeditionsgehilfe wird zum kommissarischen Postexpeditionsvorsteher und darf einen Gehilfen einstellen. Ein Landbriefträger und ein Paketträger kommen hinzu. Dienststunden sind von 7 bis 23 Uhr. Schon ein Jahr später wird aus der Eisenbahn-Postexpedition eine der I. Klasse176
1854
Wir werden in der Folgezeit noch über manche ähnliche Gründung zu berichten haben, die Wuppertal den Ruf einer „Stadt der Sekten“ eingebracht haben. Fanatischer konfessioneller Selbstständigkeitswille und Hang zu religiösem Eigensinn und Separatismus haben hier mitunter zu den sonderbarsten Erscheinungen auf diesem Gebiet geführt.
Festschrift Wuppertal, Wuppertal 1969
Elberfeld und BArmen
Der Elberfelder Kaufmann Hermann Heinrich Grafe gründet die erste freien evangelischen Gemeinde (für Barmen und Elberfeld) in Deutschland.
Das Landgerichtsgebäude auf dem Eiland wird eingeweiht. 177
Elberfeld
Am 22. April wird am Arrenberg das städtische Waisenhaus eingeweiht. 1861 leben dort 270 „Pfleglinge.“178
Barmen und elberfeld
Vier von Pferden gezogene Omnibusse verkehren viermal täglich zwischen Barmen und Elberfeld. 179
Beide Städte erhalten das Recht, zusammen einen Abgeordneten in die Erste Kammer (ab 1855 Herrenhaus genannt) des preußischen Landtags zu entsenden. Am 29. November wird Daniel von der Heydt durch Kabinettsordre berufen. 180
1856
elberfeld
Der Elberfelder Lehrer und Naturwissenschaftler Johann Carl Fuhlrott entdeckt im Neandertal die Überreste eines vorzeitlichen Menschen und identifiziert diese als solche. Zwei Jahre bevor Charles Darwin sein bahnbrechendes Werk „Über die Entstehung der Arten veröffentlicht.“ 181
Die katholische Gemeinde errichtet aus eigenen Mitteln und Spenden das Krankenhaus St. Joseph182
Vohwinkel und Elberfeld
13. Oktober. In der Bürgermeisterei Haan, zu der Vohwinkel gehört, wird die Polizeistunde von 11 auf 9 Uhr am Abend vorverlegt. Grund: In Elberfeld wütet die Cholera. 183
1857
Des Königs Majestät haben mittels Allerhöchsten Erlaßes vom 6ten April Euer Hochwohlgeboren als Bürgermeister der Stadt Barmen für eine zwölfjährige Amtsdauer zu bestätigen, auch gleichzeitig Ihnen den Amtstitel „Oberbürgermeister“ und das Recht zum Tragen der goldenen Amtskette aus Gnaden beizulegen geruht.
ztiert nach: Festschrift Wuppertal, Wuppertal 1969
Elberfeld
In der Hofaue öffnet das erste große Konfektionshaus in der Hofaue. Es beginnt die Konfektion von Damen und Herrenkleidung. Die Hofaue entwickelt sich zum Zentrum des deutschen Konfektionsgewerbes. 186
1858

Elberfeld
Am 26. März eröffnen die Reformierten ihre zweite Kirche, die Sophienkirche. 187
Am 31. Oktober, dem Reformationsfest, tritt Pastor Ludwig Feldner von der lutherischen Gemeinde Elberfeld aus der unierten evangelischen Kirche des Rheinlands aus und schließt sich mit 100 Mitgliedern der evangelisch-lutherischen Kirche Altpreußens an. Es entsteht die altlutherische Gemeinde St. Petri. 188
1861
Das Haus Hohenzollern
Die Landwirtschaft im Bergischen Land profitiert bis zum Jahr 1914 von Eisenbahnanschluss und Düngemittelproduktion. Die Ernteerträge steigen bei Wiezen, Klee, Roggen, Hafer, Kartoffeln um 90% pro Quadratmeter. 191
Nach dem Tod seine Bruders Friedrich Wilhelm IV am 2. Januar besteigt Wilhelm den preußischen Thron. Am 18. Oktober 1861 findet eine prachtvolle Krönungsversammlung in Königsberg in der Schlosskirche statt.

Barmen und elberfeld
Die Städte Elberfeld und Barmen werden aus dem Landkreis Elberfeld entlassen und bilden nun eigenständige Stadtkreise. 192 Zusammen haben beide Städte mehr Einwohner*innen als Stuttgart, Leipzig oder München. 193
Vohwinkel und Cronenberg
Anstelle des Landkreises Elberfeld entsteht am 21. September wieder der Landkreis Mettmann, mit Sitz in Mettmann, zudem Vohwinkel und Sonnborn und auch Cronenberg gehören. 194 195
BArmen und Elberfeld
Auf dem Gebiet des heutigen Wuppertals arbeiten 27.612 Personen in der Textilindustrie, das sind waren 75% der gewerblich beschäftigten Bevölkerung. 196
Im östlichen Wuppertal gibt es noch acht natürlich arbeitende Bleichereien. Alle andere nutzen Chemie. 197
Elberfeld
Am Schlusse des Jahres 1861 betrug die Anzahl der Gebäude:
1) Oeffentliche Gebäude aller Art:
59, wovon 12 im Landbezirk
2) Wohnhäuser
3472, wovon 857 im Landbezirk.
3) Fabrikgebäude, Ställe, Scheunen und Schoppen
715, wovon 405 im Landbezirk.
Summa 4246
Nach den Confessionen betrug die Bevölkerung: Evangelische 43,719, Katholiken 11,940, Dissidenten (einschließlich der sich von der Landeskirche getrennt haltenden Lutheraner) 370, Menoniten 5, Juden 259. Auf jedes Haus kommen nach Obigen durchschnittlich 16 Einwohner.198
1862
Vohwinkel
Am 29. November wird der Bau einer Eisenbahnlinie von Elberfeld über Vohwinkel nach Haan, Deutz und Köln beschlossen. 199
1863
Elberfeld und Barmen – sind sie nicht wie jene siamesischen Zwillinge, welche, obwohl keineswegs in allen Stücken harmonirend, so fest mit einander verwachsen waren, daß man sie lebendig nicht trennen konnte ?
Wilhelm Langewiesche 200
Cronenberg
+++ STOP +++ Erste Telegrafenverbindung zwischen Cronenberg und Elberfeld +++ STOP +++ 201
Ronsdorf
Am 1. April wird das Gaswerk eröffnet. 202
Wuppertal
Am 20. September spricht Ferdinand Lassalle vor 1.000 Arbeitern des Wuppertals. Es gründet sich ein Zweigverein des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Elberfeld unter der Führung von Hugo Hillmann. 203
Barmen
Barmen kopiert das Elberfelder System der Armenpflege. 204
Am 1. August gründen Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott die offene Handelsgesellschaft Friedr. Bayer et Comp.. Sitz war das Wohnhaus von Bayer an der Heckinghauser Str. 162, produziert wurde an der Berliner Straße in Barmen bis 1878. 205
Beim Eintritt in Barmen ist der Fluß noch klar und rein. Die auf Barmer Grunde an ihr thätigen Fabriken, besonders die Färbereien, führen ihr eine solche Menge von Stoffen zu, daß beim Eintritt in Elberfeld ihr Wasser meist schon als eine schmutzig, dunkle, dicke Masse erscheint. In diesem Zustande wird denn die Wupper gewiß auch von dem eifersüchtigsten Barmer von ganzem Herzen der lieben Nachbarstadt gegönnt. Aber auch der Vorwurf der Elberfelder, daß Barmen ihnen fortwährend „das Wasser trübe“, wird beim Anblick der erwähnten Thatsache im eigentlichen Sinne nicht widerlegt werden können.
Wilhelm Langewiesche 206
1864
Am Anfang der sechziger Jahre war Lassalle aufgetreten und das ganze Arbeitervolk des Wuppertals wurde aus seiner Lethargie aufgerüttelt. Es hieß, ein neuer Christus wäre auferstanden[…]. Eines Tages sprach Lassalle in Ronsdorf, und scharenweise pilgerten die Wuppertaler Arbeiter die Ronsdorfer Straße hinauf nach Ronsdorf, um Lassalle zu hören. Die Begeisterung für diesen Mann verblüffte das ganze Fabrikantentum des Wuppertales.
Hermann Enters 207
Das Haus Hohenzollern
Ungefähr die Hälfte der 4.600 Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins von Ferdinand Lassalle stammen aus dem Bergischen Land. 208
Barmen
Der Barmer Verschönerungsverein wird gegründet. 209
Ronsdorf
Am 22. Mai hält der Begründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, Ferdinand Lassalle, in Ronsdorf eine Rede im Saal Kimpel an der Remscheider Straße. Er war hier nicht im umsonst der ADAV hatte die Hälfte seine Mitglieder im Rheinland und hier wiederum die Hälfte in Elberfeld, Barmen, Ronsdorf und Wermelskirchen. Ein Festessen, eine Ehrenpforte, Musikkapelle, Arbeiterchor und 2.000 Menschen sind auf den Beinen. Lassalle fordert in seiner Ronsdorfer Rede das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. Wenige Wochen später, am Ende August stirbt der „Volkstribun“ an den Folgen einer Duellverwundung. 210
1865
Elberfeld
Der Elberfelder Zweigverein des ADAV ist der größte in ganz Deutschland. Mit 1.260 Mitgliedern ist halb so groß wie das ganze Rheinland (2.669 Mitglieder.) 211
Barmen
Barmen hat 62.356 Einwohner*innen. 212
1866
Barmen und elberfeld
Das 1862 gegründet unabhängige Orchester wird nun von der Stadt Elberfeld mitfinanziert. Wenig später wird in Barmen ein Instrumentalverein gegründet. 1919 werden beide Orchester fusionieren. Vorher hatte das Orchester zum Wirt Abraham Küpper auf dem Johannisberg gehört, der sich jedoch vor allem als Geschäftsmann sah und benahm, bis die Musiker sich abwandten. 213
Vohwinkel
Die Vohwinkeler Zeitung erscheint zum ersten Mal. 3 Mal die Woche bekommen die Leser*innen Lokale und Provinzielle Nachrichten auf dem Titelblatt, Politisches, Feuilleton, Vermischtes und auf der letzten Seite „Ankündigungen aller Art“. Die Zeitung kostet 1,50 Mk im Quartal. 1889 benennt sie sich um in „General-Anzeiger für den Kreis Mettmann“, 1891 dann in Vohwinkeler Zeitung – General-Anzeiger für den Kreis Mettmann.“ 214
1867
Das Haus Hohenzollern
Im Februar und August werden im Bergischen Land Abgeordnete für den Norddeutschen Reichstag gewählt. Bei diesen ersten Wahlen nach allgemeinem Wahlrecht gewannen die Nationalliberalen fast alle Wahlkreise im Bergischen Land, bis auf Remscheid-Lennep und Barmen-Elberfeld. Hier wurden Abgeordnete des ADAV gewählt. 217

Barmen und elberfeld
Für Elberfeld und Barmen war es Johann-Baptist von Schweitzer. 218 Von Schweitzer ist Leiter des ADAV-Zweigvereins Elberfeld, Barmen-Elberfeld ist damit ein „roter“ Wahlkreis. 219
Vohwinkel
Am 1. September wird Vohwinkel eine eigenständige Bürgermeisterei. 220
Am 25. September wird die Eisenbahnstrecke Vohwinkel – Hilden – Opladen eröffnet und im folgenden Jahr nach Mülheim (heute Stadtteil von Köln) weitergeführt. 221
1868/1869
Barmen und Ronsdorf
Eine Eisenbahnstrecke verbindet ab dem 1. September 222 Barmen mit Ronsdorf, Lennep und Remscheid. 223
Vohwinkel
1869: Cholera- und Pockeneidemie in Vohwinkel: 224
Cronenberg
Am 1. Juli erscheint die erste Ausgabe der „Kronenberger Zeitung“. Im gleichen Jahr wird die Straßenbeleuchtung eingeführt. 225
Vohwinkel
1868 zerstört ein Brand das letzte alte Gebäude des ehemaligen Gutes Vohwinkel. 226
Wuppertal
Erster allgemeiner Streik der Rotfärber, Weber, Riemendreher, Knopfarbeiter etc. 227
1870
Wälder reinigen die Luft, gewähren Schutz vor Stürmen, stärken und kräftigen, wenn wir durch die Hallen wandern. Waldungen sind das edelste Erbteil, das wir unseren Nachkommen hinterlassen können.
August von der Heydt, zitiert nach: Sigrid Lekebusch, Das Vereinswesen im Bergischen Land im 19. Jahrhundert, in: Stefan Gorißen, Horst Sassin, u.a. [Hg.], Geschichte des Bergischen Landes. Band 2: Das 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2016
Das Haus Hohenzollern
Sämtliche Hauptstrecken der Eisenbahn im Bergischen Land sind errichtet. Nun werden Strecken nur noch optimiert oder das Netz um Nebenbahnen ergänzt. 228
Elberfeld
Der Elberfelder Verschönerungsverein wird gegründet. 229
1871
Das Haus Hohenzollern
Bei den Wahlen zum Deutschen Reichstag gewinnt die 1870 gegründete Zentrumspartei überraschend Wahlkreise in Düsseldorf, im Rheinisch-Bergischen und im südlichen Bergischen Land. In den industriellen Regionen im Bergischen Land machten sich zunächst der ADAV und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) Konkurrenz. Nach der Vereinigung und dem Ende der Sozialistenverfolgung erreichte die neue SPD ab den 1890er Jahren Wählerstimmen um 50 Prozent. 230
1872
Elberfeld
Die Eisenbahnstrecke (Elberfeld-)Gruiten nach Opladen und Köln geht in Betrieb. 234
1873
Vohwinkel
Das zweite Bahnhofsgebäude in Vohwinkel wird errichtet. 235
Barmen
[…] der Allg. Deutsche Arbeiter Verein resp. die Social=-Demokratie ist hier in Barmen eine Macht, mit der gerechnet werden muß, […]
Polizei-Inspektor Voigt
1874
Barmen
In Barmen wird 1872 eine Stadttheater A.G. gegründet. Am 25. Oktober 1874 wird das Theater an der Ecke Neuer Weg/ Fischertal eröffnet. Rasch einigen sich der Elberfelder und der Barmer Theaterverein auf eine gemeinsame Leitung mit einem Sitz des Direktor in Barmen. 236

1875

BArmen
In Barmen brennt am 25. November das Theater. Streng religiöse Kreise sind sich sicher: Ein Gottesurteil. 239 Dennoch wird das Theater wiederaufgebaut und am 1. Oktober 1876 eingeweiht. 240
Vohwinkel
Die Schule in Vohwinkel erhält, nachdem 1874 Lehrer Sensche 308 Kinder alleine unterrichten musste, eine 3. Klasse. Im selben Jahr fielen folgende Kosten für die Schule an:
Hauptlehrer Sensche: 1.500 Mk
Lehrer Baumecker: 1.050 Mk
Lehrerin Baumecker: 900 Mk
Heizung und Bereinigung: 225 Mk
Tinte und Federn: 90 Mk
Lehrmittel und Reparaturen: 300 Mk
Stricklehrerin Wegmann: 120 Mk
Lehrerkonferenzen: 37,50 Mk.
4 Strick- und Nähschulen: 36 Mk. 241
1876
Cronenberg
In Cronenberg wird an der Ecke Hauptstr. /Herichhauser Str. ein Rathaus eingerichtet. 242
Elberfeld
Elberfeld richtet eine Pferde-Straßenbahn ein. 243
1877
Vohwinkel
Vohwinkel wird am 1. Mai Sitz des Kreises Mettmann. Ein neues königliches Landratsamt wird gebaut. 244
1878
Barmen und elberfeld
Die Friedr. Bayer et Comp. zieht von Barmen nach Elberfeld Westende und benennt sich in Elberfelder Farbenfabriken um. Sie beschäftigen 200 Mitarbeiter. 1891 erwirbt Bayer die Ultramarin-Fabrik Dr. Carl Leverkus und Söhne zwischen Wiesdorf und Flittard am Rhein. 1912 erfolgt der Umzug des Firmensitzes dorthin. 245
1879
1880
1881
1882
Barmen
Barmen lässt ein Wasserwerk an der Ruhr bei Volmarstein errichten. 256
1883
Vohwinkel
Die Vohwinkeler Sparkasse wird eröffnet. 257
1884
Elberfeld
Für eine weitere Sekte ist noch Platz: An der Platzhoffstr. im Haus des Konsuls Gebhardt gründen am 27. Juli ausländische Gäste, darunter Amerikaner, Inder und Russen, und Elberfelder die Theosophische Societät Germania. Die okkulte Organisation, nimmt in den folgenden Jahrzehnten beträchtlichen Einfluss auf nachfolgende esoterische Bewegungen. 260
In Elberfeld beginnen die Arbeiten für Schmutzwasserkanäle, mit denen Abwässer entlang der Wupper abgeführt werden. Die Arbeiten dauern bis 1889.261
1885
Das Haus Hohenzollern
In Remscheid erfinden die Gebrüder Mannesmann das Herstellungsverfahren für nahtlose Röhren.262
Cronenberg
Die Küllenhahner Schule wird am 1. April eröffnet.263
1887
Vohwinkel
Die Strecke nach Solingen (Korkenziehertrasse) vollendet den Eisenbahnknoten Vohwinkel. 264 Der Streckenabschnitt bis Wald wird am 15. November eröffnet, bis 1890 kann die Strecke bis Vohwinkel befahren werden. 265
Elberfeld
Elberfeld errichtet das erste städtische Elektrizitätswerk in Deutschland. 266
Elberfeld-Barmen
Am 1. Oktober wird der „General-Anzeiger für Elberfeld-Barmen“ gegründet. 267
Barmen
Am 15. September 1887 treffen sich sieben Unternehmer im Hotel Hoppe auf Einladung von Dr. Max Albert Molineus. Sie planen eine Standseilbahn zur Milchkuranstalt im Fischertal einzurichten. Die Pläne werden mangels Rentabilität rasch verworfen. Stattdessen plant man am nun eine Verbindung von Barmen nach Ronsdorf. Am 7. November beauftragt der Vorstand der Barmer Bergbahn AG die Prüfung zweier Projekte: Eine Standseilbahn zum Toelleturm und eine Straßenbahn nach Ronsdorf. 268
1888
Vohwinkel
Am 1. November wird die Bahnstrecke Aprath -Wülfrath – Velbert eröffnet, die nördlich von Vohwinkel von der Strecke Vohwinkel – Essen abzweigt. 269
Barmen
Das Barmer Elektrizitätswerk wird in Betrieb genommen. 270
Ronsdorf
Die Gründung der Staudengärtnerei Arends verhilft Ronsdorf zum Ruf als Gartenstadt. 271
Cronenberg
Cronenberg wird an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. 272 Am 26. Oktober 1888 wird der Wasserturm am Neuenhaus, wegen der Ereignisse des Jahres „Dreikaiserturm“ genannt, eingeweiht.
Vohwinkel und Elberfeld
Am 1. Juni 1888 wird Sonnborn nach Elberfeld eingemeindet. Die Stadt wächst um 248 ha und 3145 Einwohner*innen. Die Landbürgermeisterei Sonnborn wird aufgelöst und Vohwinkel erhält eine eigene Landbürgermeisterei. 273
Elberfeld

Am 6. September 1888 wird das neue Stadttheater auf dem Brausenwerth eingeweiht. Die Stadt stellte das Grundstück kostenlos, die Baukosten übernahm der Theaterverein., Vorher war der alte Bau an der Hofaue wegen Feuergefährlichkeit geschlossen und abgerissen worden. 274

1890
1891
Komm, komm, komm mein Schatz,
entnommen aus 950 Jahre Cronenberg, Cronenberg 2000
nimm an meiner Seite Platz.
Mit der Bimmel-Bummelbahn
fahren wir nach Küllenhahn
und dann steigen wir aus
und wandern ins Grüne hinaus
Ronsdorf
Die Kleinbahn zwischen Ronsdorf und Müngsten geht als Motogetriebene Straßenbahn in Betrieb. 277

1892
Elberfeld
Nach mehreren erfolglosen Versuchen gründet sich in Elberfeld endlich ein Museums- und Kunstverein. Das erste Museum entsteht in einer Etagenwohnung. 1902 kann das alte Rathaus als Museum genutzt werden. 281
1894
Barmen
„In den „Höfen“ in der Nähe von Rittershausen auf Langfelder Gebiet befindet sich eine sehr geräumige Höhle. In derselben entdeckte kürzlich die Polizei 180 Stück Dynamitpatronen, mehrere Waffen, darunter vier scharfgeschliffene Säbel und eine Menge anderer jedenfalls gestohlener Gegenstände. Drei Personen im Alter von 24-30 Jahren, die darin ebenfalls angetroffen wurden, wurden verhaftet und ins Gefängniß nach Elberfeld eingeliefert.“
„Beilage zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg. (Schönberger Anzeigen.) Schönberg, den 9. März 1894.“
Barmen

Barmen weiht die mit dem Geld des Verschönerungsvereins gebaute Stadthalle an der Unteren Lichtenplatzer Straße ein. 282
Am 16. April 1894 wird die Barmer Bergbahn eingeweiht. Es ist die erste elektrische Zahnradbahn der Welt. 283 Um 6:27 Uhr fährt die erste Bahn von der Talstation ab. Eine Fahrt kostet 25 Pfennig. 284
Am 1. September wird die Barmer Straßenbahn mit der Strecke zwischen Heckinghausen und Alter Markt eröffnet. 285
Die Juden der Stadt gründen eine eigene Gemeinde und trennen sich von der Elberfelder Gemeinde. 286

Das Haus Hohenzollern
Der Bau der Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid beginnt und wird drei Jahre später vollendet. 287
Cronenberg
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt am 27. Dezember die Annahme des Cronenberger Wappens, gestaltet von Lehrer Johannes Holtmanns: „In silbernem Schilde, der mit einer roten Mauerkrone gekrönt ist, auf grünem Berge stehen ein roter, blaugekrönter und blaubewehrter Löwe, der in seinen Vorderpranken eine schwarze, mit der Spitze auf dem Boden stehende Sense hält.“ Allerdings darf die Stadt das Wappen nicht führen, denn der Landesherr erlaubt die Verwendung des Bergischen Löwen nicht, weil er Teil des königlichen Wappens sei. Die stolzen Cronenberger verzichteten lieber auf das Führen des Wappen als ein neues zu entwerfen. 290

1897
Barmen

Am 22. Januar wird die Barmer Synagoge in der Straße Zur Scheuren eingeweiht. 291
Am 22. September wird die Barmer Stadthalle an der Unteren Lichtenplatzer Straße feierlich eingeweiht. Statt 350.000 Mark betrugen die Kosten 700.000 Mark. Im Bombenhagel 1943 wurde sie zerstört und nicht wieder aufgebaut.292
Elberfeld
Am 10. August gelingt bei Bayer die erste Synthese von nebenproduktfreier o-Acetylsalicylsäure. Die Geburtsstunde von Aspirin. Der jüdischen Chemiker Arthur Eichengrün wird zum zum Leiter der pharmazeutischen Abteilung bei der Bayer AG befördert und später als Erfinder verleugnet, da er Jude ist. 293
1898
Elberfeld
Die evangelische Antwort auf die prachtvolle katholische Laurentiuskirche wird am 1. März 1898 eröffnet – die Friedhofskirche an der Hochstraße. 294
Vohwinkel
Vohwinkel baut ein neues Rathaus. 295
1899
Vohwinkel
Am 13. Januar wird die Straßenbahnlinie Vohwinkel – Gräfrath – Solingen durch die Union-Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin eröffnet. Am 23. Juni folgte die Eröffnung der Straßenbahn nach Hilden über Haan mit Anschluss nach Benrath und Ohligs durch die Bergischen Kleinbahnen AG296

Am 18. Mai 1899 wird das Vohwinkeler Rathaus mit der ersten Gemeinderatssitzung eröffnet. 297
Cronenberg
Die Cronenberger Stadtverordneten beschließen am 10. Januar den Bau eines neuen Rathauses. Bürgermeister Alber Kemman stehen dafür 122.000 Mark zur Verfügung. 298
Barmen und elberfeld
Der Düsseldorfer Regierungspräsident Georg von Rheinbaben wendet sich vertraulich an die Oberbürgermeister von Elberfeld und Barmen, sowie die Handelskammer und schlägt vor, die Verwaltung beider Städte zusammenzulegen. Ein vertrauliches Treffen wird publik und die Barmer Lokalzeitungen machen Stimmung gegen den Vorschlag, aus Angst davor, zu einem Vorort von Elberfeld herabgewürdigt zu werden. General-Anzeiger und Freie Presse sprechen sich hingegen dafür aus. 299
Ronsdorf
Am 10. April wird die Preußische Bandwirkerschule eingeweiht.
Am 11. November eröffnet Ronsdorf als erste deutsche Kleinstadt eine eigene Talsperre zur Trinkwasserversorgung. 300
1900





Elberfeld
Am 24. Oktober besucht Kaiser Wilhelm II. Elberfeld und unternimmt eine Probefahrt mit der Schwebebahn. 301
Die Stadthalle wird mit einem Konzert unter Leitung des 36-jährigen Richard Strauss am 6. Juli eingeweiht. 302
Die Stadt Elberfeld beschäftigt 1200 Personen. 303
Ronsdorf
Am 15. Mai tauschen Lüttringhausen und Ronsdorf verschiedene Gebiete aus. Lüttringhausen erhält Voßholt, Kleinhülsberg und Eiche, Ronsdorf bekommt Hütte, Graben, Mühle und einzelne Häuser am Grünenbaum und Blaffertsberg. 304
In Ronsdorf leben 900 selbstständige Bandwirkermeister und 2.000 Stühle sind vorhanden. 70% der arbeitenden Bevölkerung sind Heimarbeiter. 305
Barmen
Die Ruhmeshalle, errichtet für die Sammlung des Bergischen Geschichtsvereins und des Barmer Kunstvereins, wird von Kaiser Wilhelm II. am 24. Oktober eingeweiht. 306
Vohwinkel
9.039 Einwohner*innen leben in Vohwinkel. 307 Am 24. Oktober, nach der Einweihung von Ruhmeshalle und am Ende der Probefahrt mit der Schwebebahn, treffen Kaiser und Kaiserin um 1 Uhr in Vohwinkel ein und weihen den Siegesbrunnen ein. 308
Cronenberg
Am 12. August werden die Straßenbahnstrecken Sudberg -Cronenberg – Elberfeld und Cronenfeld – Remscheid-Hasten in Betrieb genommen. Am 14. November wird das neue Rathaus eingeweiht.309 Der Takt der Straßenbahn zwischen ist von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr Abends halbstündlich, der Abschnitt Cronenberg-Sudberg von 6-8 und ab 21 nur stündlich. 310

1901
„Sie kommt!“ – Sie kommt nicht!“ – Unheimlich sagen die einen. Hätten wir doch bald ein ausreichendes Verkehrsmittel für unsere langgestreckten Städte, sagen die anderen. Diejenigen, die sie nicht haben wollen, reden am lautesten und führen gegen sie die mannigfaltigen Gründe an. Diejenigen, die sie haben wollen uns ersehenen, schweigen und warten. Was will denn die Schwebebahn? Sie soll ein neues Verkehrsmittel werden, sie soll die Straßen entlasten, schnell und billig, sicher und bequem befördern, sie soll die Konkurrenz mit der Talbahn, Eisenbahn anfachen. Welche Gründe sprechen gegen die Schwebebahn? Sie ist überflüssig. Sie ist hässlich. Sie schädigt die Anwohner der Wupper. Sie vereitelt die Überwölbung der Wupper. Sie erleichtert den Barmern den Besuch Elberfelds. […]Hässlichkeit entstellt immer, selbst die schönste Schwebebahn. Aber ist sie denn wirklich so hässlich? Nein, das ist sie nicht. Sie ist keineswegs ein massive, plumpe und wüste Eisenmasse, sondern eine leichte, gefällige und imponierende Konstruktion.[…] Sie soll Geräusche, ja Getöse machen und, was das Schlimmste ist, sie soll den Fahrgästen interessante Einblicke in das intime Familienleben der Anwohner bieten. Es ist aber selbstverständlich, daß ein elektrisch angetriebener Wagen, der auf vollkommen, reinen, glatten, auf elastischer Unterlage liegenden Schienen und durch große, schlanke Kurven fährt, gar kein Geräusch machen kann.[…]
A. Martini & Grüttefien. 311
Barmen, ELberfeld, Vohwinkel
Die Schwebebahn Vohwinkel-Elberfeld-Barmen wird am 1. März mit dem Abschnitt Kluse- Zoo eröffnet. Im Mai folgt der Abschnitt Zoo- Vohwinkel. 313 Die Bahnhöfe des Elberfelder Streckenteils werden zum Teil wegen ihrer Gestaltung kritisiert. Die Station Pestalozzistraße bekommt den Spitznamen: „Scheune“. 314
1902

Elberfeld und Vohwinkel
Das Museum of Modern Art veröffentlichte 2020 aus seiner Sammlung ein Video der Schwebebahn von 1902.

The Flying Train. (Youtube)
Das gleiche Video gibt es auch noch mal editiert und koloriert.
[60 fps] The Flying Train, Germany, 1902 (Youtube)
Eine dritte Variante vergleicht früher und heute:
Cronenberg
Der erste Fussballverein im Wuppertal wird gegründet. Es ist der Cronenberger Sportclub. 315
Barmen
27 Jahre nach dem ersten Theaterbrand sorgt ein Kurzschluss in Barmen wieder für ein flammendes Inferno des Theaters. Der Neubau wird am Neuen Weg Ecke Spinnstraße errichtet und wird 1943 ein Opfer der Luftangriffe. 316
Elberfeld
Eröffnung des städtischen Museums im alten Rathaus am 25. Oktober. 317
Am 12. Juni startet in Elberfeld der zweite Versuch der Errichtung einer öffentlichen Bibliothek in der Neumarktstr. 26. 318

1903
1905
Barmen
Am 8. August 1905 entscheidet sich der Barmer Stadtrat am Klingelholl eine Müllverbrennungsanlage zu errichten. Vorbild sind Hamburg, Wiesbaden und Köln, in den letzten beiden Städten hat man auch schon probeweisen typischen Barmer Müll verbrennen lassen. Mit 180 Litern Müll pro Kopf wird kalkuliert. 220.000 Mark kostet moderne Technologie, die erfordert, dass die Müllabfuhr kommunalisiert wird und mit ihr auch die Straßenreinigung. Das neue Amt für Straßenreinigung wird gegründet.
Im September 1907 konnte der Probeofen seinen Betrieb aufnehmen, der drei Brennkammern besaß. Es folgt noch zwei weitere Öfen mit je einer Brennkammer. Im November 1908 ging eine 400kW Dampfturbine in Betrieb, später noch eine 750kW-Turbine, die aus der Verbrennungswärme Strom produzierte. Der Schornstein musste rasch verlängert werden, denn er verteilte eine Geruchsfahne über das ganze Viertel.
Wenig später besteht Bedarf für einen neuen Kühlturm. Man entschließt sich kurzer Hand das Wasser aus dem Brunnen der Barmer Badeanstalt (heute: Brauhaus) zur Müllverbrennungsanlage zu pumpen und dann das erhitzte Wasser in isolierten Rohrleitungen zurückzuführen und sowohl die Badeanstalt als auch das Kurbad zu heizen. Der Temperaturverlust betrug gerade einem 1-1,5 Grad. 321
1906

Vohwinkel
Die höhere Privat-Knabenschule in Vohwinkel wird von der Gemeinde in ein Reformrealgymnasium umgewandelt. 322
Vohwinkel und Elberfeld
Oberbürgermeister Funck aus Elberfeld stellt den Antrag, Vohwinkel nach Elberfeld einzugemeinden. Der Regierungspräsident lehnt 1907 ab. 323
Elberfeld und Barmen
Das Klärwerk Buchenhofen wird in Betrieb genommen und von den Städten Barmen und Elberfeld betrieben.324
ELberfeld
In Elberfeld gründen private Investoren das Thalia-Theater, das vor allem als Varieté bekannt wurde. 2000 Plätze und ein großes Lokal machen es zu einem beliebten Ort in der Stadt. 325 Am 12. Dezember wird es eröffnet. Am 2. August 1967 wurde es abgerissen326
Barmen
Die Realschule zieht von der Sedanstr. in die Siegesstr. 327
Elberfeld
Die Stadt Elberfeld erwirbt das Rittergut Lüntenbeck und nutzt die Sandkuhlen und Wiesen als Mülldeponie. 328

1907
Beyenburg
Das leerstehende Klostergebäude wird von Augustinerinnen wieder bewohnbar gemacht und bis 1968 genutzt. 329
Vohwinkel
Am 11. November wird der neue Verschiebebahnhof in Vohwinkel eingeweiht. 330
Barmen und ELberfeld
In Barmen und Elberfeld sind nur noch knapp 50 Prozent der gewerblich Tätigen in der Textilindustrie angestellt. (1861: 75%) Neuer Gewerbezweig ist die Maschinenbauindustrie.331
1908

Barmen
Kronprinz Friedrich Wilhelm legt am 22. Mai den Grundstein für das neue Rathaus, dessen Baubeginn sich aufgrund von Schwierigkeiten bei der Finanzierung bis 1913 verzögert. Die Barmer feiern 100jähriges Bestehen als Stadt. 332
Vohwinkel
Der neue Bahnhof in Vohwinkel wird am 2. Dezember fertig gestellt. 333

1909
Vohwinkel
Am 1. August wird die Straßenbahnlinie Vohwinkel – Dornap – Mettmann/Wülfrath in Betrieb genommen. 334
1910
Ich bin in Elberfeld an der Wupper in der Stadt der Schieferdächer. Hohe Ziegelschornsteine steigen, rote Schlangen herrisch zur Höhe, ihr Hauch vergiftet die Luft. Den Atem mußten wir einhalten, kamen wir an den chemischen Fabriken vorbei, allerlei schärfe Arzeneien und Farbstoffe färben die Wasser, eine Sauce für den Teufel. Aber nach Newiges zu, wo die Maschinen ruhen, wie frische Drillingsbäche fließt die Wupper zwischen Wiesen und Waldalleen. Aber ich bin verliebt in meine zahnbröckelnde Stadt, wo brüchige Treppen so hoch aufsteigen, unvermutet in einen süßen Garten, oder geheimnisvoll in ein dunkleres Viertel der Stadt.
Else Lasker-Schüler, Elberfeld im dreihundertjährigen Jubiläumsschmuck, in: „Der Sturm“, 1. September 1910.
Es war im Frühjahr 1910 als englische Gewerkschafter, spöttisch „tariff trippers“ genannt, durch Deutschland zogen, um zu erkunden, wie die Lebensbedingungen des deutschen Arbeiters denn seien, nachdem die Marke „made in germany“ begonnen hatte, englische Produkte zu überragen.
„Die Durchschnittslöhne [in Elberfeld] sind folgende: Männliche Arbeiter 24 Mark pro Woche, männliche Zurichter von Webstühlen 27 Mark pro Woche. Mechaniker, die Reparaturen ausführen, 24 Mark pro Woche. Junge Frauen im Alter von über 16 Jahren, die als Spulmädchen, weibliche Zurichter und Weberinnen beschäftigt sind, verdienen zwischen 14 und 15 Mark die Woche. Jungen (unter 16) erhalten geringfügig weniger. Alle Industriezweige blühen, die Löhne sind in den letzten zehn Jahren um 26% angestiegen [..] Die Höhe der Miete ist angemessen: […] drei Räume mit Küche kosten durchschnittlich vier Mark pro Woche.[…]
Wir nahmen in den Schaufenstern, die gut beleuchtet sind, die folgenden Artikel und Preise zur Kenntnis: Schuhe pro Paar 5- 14,50 Mark; Kleidung (ganze Anzüge) von 18-50 Mark; Hüte -aus England importiert- 3-4,50 Mark; Mützen 0,50-2,50 Mark; Strümpfe und Socken von 0,80 Mark das Paar aufwärts; Kragen, Hemden und Krawatten: Preise wie in England […]
Eier, 14 Stück, für 0,50 Mark; Speck pro Pfund 0,70-0,95 Mark; Schweinefleisch pro Pfund 0,75-0,95 Mark, […] Butter 1,00-1,25 Mark das Pfund. Weizenbrot wird in Form von Brötchen angeboten, ähnlich jenen, die in unseren Restaurants erhältlich sind, und es ist nicht teurer als in England. Graubrot, das aus einer Mischung von Roggen und Weizen besteht, erfreut sich einer weit über der für Weizenbrot liegenden Popularität und ist äußerst schmackhaft und zufriedenstellend; es ist billig, in vielen Fällen billiger als unser normales englisches Alltagsbrot; da ich es regelmäßig gegessen habe, kann ich seine Bekömmlichkeit bezeugen.“
John T.Catterall, 24.März 1910, 339
„Elberfeld war die erste Stadt, die wir nach unserer Ankunft in Deutschland besucht haben, und sie war in der Tat in mehrfacher Hinsicht eine Offenbarung für mich. Elberfeld ist eine Stadt von etwa 160 000 Einwohnern, von denen eine große Zahl in der Textilindustrie beschäftigt ist.[…]Die überraschenste Tatsache war aber für mich die völlige Abwesenheit von Müßiggängern außerhalb der Gaststätten, weiterhin das Fehlen von Männern, Frauen und Kindern, die Schnürriemen, Streichhölzer usw.verkaufen. […] Jeder scheint einer Beschäftigung nachzugehen. Wir sahen kein einziges Mal ein Kind, das eindeutig als zerlumpt oder ohne Schuhe hätte bezeichnet werden können. Wir besuchten auch eine Arbeitergaststätte, wo man ein großes Glas Bier für zehn Pfennig erhalten konnte, also weniger als einen Penny. Die Gaststätte war äußerst sauber und behaglich, und es standen dort Tische mit frischen Tischdecken, auf denen Zeitungen auslagen. […]“
George Green, April 1910 340
„[…] Als wir im Arbeiternachweisbüro waren, äußerten wir den Wunsch, die Wohnung eines Arbeiters zu besichtigen; der Beamte kam unserer Bitte nach und er suchte einen Arbeiter. Wir gingen mit diesem, seine Wohnung zu besuchen, die aus drei großen, sauberen, und gesunden Räumen besteht, für die als Miete vier Mark die Woche ohne Abgaben zu zahlen waren. Sein Name und seine Anschrift waren Hugo Meyer, 3.Stock, Hochstraße 67, Barmen. Wir fragten ihn über seinen Beruf aus und fanden heraus, daß er ein Baumwollgarnfärber war.[…]
Fred Howard, 341
Die Färber um Barmen arbeiten 57 Stunden in der Woche, und alle Männer werden nach Stücklohn bezahlt. Arbeiter, die am Färberbottich arbeiten, können zwischen 30 und 36 Mark Arbeiter, die an den Spülbecken oder großen Kästen usw. beschäftigt sind, zwischen 28 und 33 Mark pro Woche verdienen, was eine weit bessere Bezahlung ist, als sie die Mehrheit von Färbern in England erhält.“

1911
Die Elberfelder träumten von einem Elberfelder West / doch bleibt Vohwinkel bestehen als ein selbstständiges Nest. / Der Elberfelder Löwe darob wutschnaubend brüllt. / Er hätte seinen Hunger an Vohwinkel gerne gestillt. / Doch wird der Löwe später sich gönnen keine Ruh‘ / Vohwinkel, der leckere Bissen, fällt ihm doch einmal zu.
Postkarte. 342
Vohwinkel und Elberfeld
„Vohwinkel bleibt Vohwinkel“ titelt das amtliche Kreisblatt. Obwohl sich am 5. Januar der Vohwinkeler Gemeinderat und am 10. Januar der die Elberfelder Stadtverordnetenversammlung, später noch der Kreistag in Mettmann und der Provinziallandtag in Düsseldorf auf eine Vereinigung von Vohwinkel und Elberfeld einigten, lehnt das Abgeordnetenhaus in Berlin dies ab. Vohwinkel bleibt Vohwinkel. 343
1912
ELberfeld
Im Sommer verlegen die Firma Bayer ihren Firmensitz von Elberfeld nach Wiesdorf, später Leverkusen. 344
1913
Vohwinkel
Vohwinkel hat 15.688 Einwohner *innen. Seit der Selbstständigkeit als Landbürgermeisterei 1888 ist die Zahl um 12.373 Einwohner*innen gewachsen. 345
1914
Das Haus Hohenzollern
Am 28. Juni werden der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von Hohenberg in Sarajevo erschossen. Der dräuende Krieg treibt im Bergischen Land Ende Juli die Arbeiter zu Friedensdemonstrationen auf die Straßen in Solingen, Barmen und Velbert. 348
Am 1. August erklärt Kaiser Wilhelm II. Russland den Krieg. Auf die Mobilmachung und die Kriegserklärung folgten im Bergischen Land Patriotische Reden von Pfarrern und Bürgermeistern, patriotische Lieder wurden gesungen. Auf der anderen Seite machten sich Menschen Sorgen vor dem Krieg und die Arbeiter behielten ihre ablehnende Haltung bei. 349
Cronenberg
Am Tag des Kriegsausbruchs fährt die erste Straßenbahn von Cronenberg durch die Kohlfurth nach Solingen. 350
Barmen und Elberfeld
Das Straßenbahnnetz der Städte Barmen und Elberfeld ist das viertgrößte im Deutschen Reich und reicht von Essen bis Remscheid, von Benrath bis Hagen. 351
Mit Kriegsausbruch mischt sich Begeisterung mit Sorge, Angst vor Hamsterkäufen, Verlust des Sparguthabens und Sorge für feindlichen ausländischen Agenten. Es kommt zu Jagdszenen und Misshandlungen von vermeintlich Fremden. 352
Rund um die Uhr fahren Züge mit Soldaten durch die Bahnhöfe Steinbeck, Mirke und Wichlinghausen an die Front. Frauen und Mädchen Verpflegen die Soldaten. 353
Barmen
Am 29. Juli strömen die Arbeiter zur einer Veranstaltung der SPD. Die fordern Frieden statt Krieg. 354
1915
„Mit Korn und Mehl beginnend, dehnte sich die Zwangswirtschaft schnell und zwangsläufig aus über Fleisch und Fett, Kartoffeln und Reis, Butter und Eier, Margarine und Marmelade, schließlich auf alles, was zu verzehren war. […] ohne Genehmigung keine Unterhose, nicht einmal Strümpfe, noch weniger Kohlen.“
Kreisverwaltung SOlingen-Land. zitiert nach: Ralf Stremmel, Das Bergische Land im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik, in: Stefan Gorißen, Horst Sassin, u.a. [Hg.], Geschichte des Bergischen Landes. Band 2: Das 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2016
Das Haus Hohenzollern
Die Rationierung beginnt.355
Elberfeld-Barmen
Am 22. August erklärt England Baumwolle zur Bannware. Aufgrund der englischen Seeblockade kann diese nicht mehr aus den USA oder anderen Überseehäfen eingeführt werden. Aus Holz erzeugtes Papiergarn wird zum Ersatzstoff. Betriebe, die keine Ersatzstoffe verwenden können, werden stillgelegt. 356
1917
Wuppertal
Vom 9. Februar bis zum 3. März schließen im Steckrübenwinter aller Schulen, Theater, Konzerthallen, Badeanstalten und Museen wegen fehlendem Brennmaterial. 357
Die bergische Hausfrau im Kriege kocht laut der Bergisch-Märkischen- Zeitung vom 9. Februar 1917:
Freitag: Steckrübensalat mit Fleischplätzchen,
Samstag: Nudeln aus Mehl mit Kompott vom letzten Herbst.
Sonntag: Schwarzwurzeln, Braten, Steckrübenkuchen,
Montag: Steckrüben mit Stockfisch,
Dienstag: Bratenreste, Möhren, Kraftgrütze,
Mittwoch: Panhas und Steckrüben nach Blumenkohlart,
Donnerstag: dicke Steckrübensuppe 358
Barmen
Im Februar ziehen 10.000 Barmer vor das Rathaus, verlangen mehr Lebensmittel und plünderten Geschäfte und ein Depot.
Zehn Volksküchen geben in Barmen im März täglich 20.000 Portionen Essen aus. 359
Am 17. Februar beginnt eine neue Woche in Barmen. Jede*r Einwohner*in erhält für diese Woche: 1 Pfund Brot, 100g Mehl, 200g Graupen, 250g Kunsthonig, Milchpulver und Nährhefe. 360
Am 26. Februar und 27. Februar ziehen 8.000 bis 10. 000 Menschen durch den Heubruch vors Rathaus und forderten Mehl statt Kartoffeln und warfen Steine. Die Feuerwehr unterstützt mit Schläuchen die Polizei beim Abdrängen der Menschenmenge. 361
1918
Willkommen ihr tapferen Krieger der Reaktion, in der Heimat grüßt euch die Revolution.
TRansparent in Vohwinkel. 362
Das Haus Hohenzollern
Die Ordnung geht verloren. Waren in Düsseldorf 1914 9.395 Schüler mit einem Verweis wegen Schulschwänzens belegt worden, waren es 1918 24.244. Die Zahl der Einbrüche erhöhte sich von rund 2.000 auf 5.000. 363
Im Januar und Juni legen die Beschäftigten die Arbeit nieder, in Remscheid findet ein zweiwöchiger Generalstreik statt. 364
Am 8. und 9. November bilden sich überall im Bergischen Land Arbeiter- und Soldatenräte. Die Revolution spült die Monarchie und das Haus Hohenzollern hinweg. Der Kaiser dankt ab. 365
Die Weimarer Republik
Am 9. November dankt der Kaiser ab. Im Bergischen Land haben sich Arbeiter- und Soldatenräte gebildet. In Berlin wird die Republik ausgerufen. Das Bergische Land bleibt Teil des Landes Preußen.
Am 11. November herrscht Frieden. Deutschland unterzeichnet einen Waffenstillstand.
Ende des Jahres rücken alliierte Truppen in weite Teile des westlichen Bergischen Landes, rund um den Kölner Brückenkopf, ein. Das Militär beschlagnahmte Gebäude, stellte Posten auf und störte die Wirtschaft.
Barmen
Im Herbst sterben in Barmen innerhalb von zehn Tagen 120 Menschen an der Spanischen Grippe. 366 Am 23. Oktober werden die Schulen geschlossen. 367
Barmen und Elberfeld
Am 8. November kommen Matrosen aus Kiel, die zunächst in Köln gewesen waren, via Düsseldorf nach Elberfeld. Die Revolution ist da. Nach der Entwaffnung von Soldaten marschieren sie nach Barmen und regen die Gründung Arbeiter- und Soldatenräten an. Nach zwei Volksversammlung konstituiert sich noch am selben Abend eine gemeinsamer Arbeiter- und Soldatenrat für Elberfeld und Barmen. Wenige Tage später spaltete er sich wieder auf. 368
Barmen und Elberfeld
Barmen und Elberfeld können sich nicht zu einem Zusammenschluss durchringen, trotz eines positiven Votums eines Expertengremiums und der Handelskammer. 369
Vohwinkel
Auf dem Vohwinkeler Rathaus weht die rote Fahne des Arbeiter- und Soldatenrates. 370 Am 20. November beginnt der Truppendurchzug in Vohwinkel. Das VI. Armeekorps erreicht von Westen kommend das Wuppertal. Artillerie, Munitionskolonnen, Bagageautos, Etappe- und Kampftruppe ziehen, von der Bevölkerung bejubelt, durch die Städte. Am 27. November holt das in Wuppertal einquartierte Feldartillerie-Regiment Nr. 4 die rote Fahne vom Rathaus und verhaftet der Arbeiter- und Soldatenrat. Am selben Tag fährt eine Abordnung des Elberfelder Arbeit- und Soldatenrat mit der Schwebebahn nach Vohwinkel und verhaftet den dortigen Bürgermeister. Denn die dortig Verwaltung hatte das Transparent „Willkommen ihr tapferen Krieger der Reaktion, in der Heimat grüßt euch die Revolution.“ abhängen lassen. Ab dem 2. Dezember lag Vohwinkel in der neutralen Zone, der Arbeiter- und Soldatenrat musste sich auflösen. 371