1919

Die Weimarer Republik

In Düsseldorf kommt es zu einem kommunistischen Putsch, Remscheid gilt als Hort des Bolschewismus. 1

In den Jahren 1918/19 gründen die meisten Bergischen Kommunen Wohlfahrts- und Arbeitsämter. In Solingen stieg der Anteil der Wohlfahrtspflege am kommunalen Haushalt von 11% 1913 auf 29,6% im Jahr 1924 und 68,6% im Krisenjahr 1932. 2

Plötzlich Grenze: Die Kohlfurther Brücke. Quelle: Slg. Kirschbaum
Barmen

In Barmen wird die Siedlung Sedansberg errichtet. Das Baumaterial: Die Schlackesteine der nahen Müllverbrennungsanlage, die mit kalk gebunden als „Körnersteine“ die Eigenschaften eine „guten Schwemmsteines“ besitzen.

Elberfeld

Im Februar sterben bei Straßenkämpfen am Elberfelder Bahnhof zwischen Anhänger einer Räterepublik und einem Freikorps 12 Menschen. Das Freikorps war von der Bahnhofsverwaltung zu Hilfe gerufen worden, um das Ankleben von Plakaten zu verhindern. 3

Barmen und Elberfeld

Im März lässt sich der Arbeiter- und Soldatenrat von Elberfeld-Barmen wählen. Wahlberechtigt sind Bürger mit einem Jahreseinkommen von unter 10.000 Mark. Die radikalere USPD erhält 25% der Stimmen, die gemäßigte MSPD knapp über 30% und die nichtsozialistischen Gruppierungen über 40 %. 4

Vohwinkel und Cronenberg

Am 4. Januar besetzen die englischen Besatzungstruppen die Brücke an der Kohlfurth und die Straßen an der Kluse und Krieckhaus bei Oberhaan, an der Grenze zu Vohwinkel. Am 2. Februar wird die Arbeiterin Frieda H. auf der Roßkamperhöhe als Schmugglerin erschossen, am 16. März stirbt ein englischer Soldat nach einem Schuss ins Gesäß im Rahmen einer tätlichen Auseinandersetzung in der Königstraße (heute Vohwinkeler Straße) 5 Am 1. Mai wird der 28jährige Kaufmann Karl Lohe beim Durchwaten der Wupper mit einem nicht verzollten Kaffeepäckchen von einem englischen Posten nahe der Kohlfurther Brücke erschossen. 6

„Gemäß §30 der Straßenpolizeiverordnung vom 16. Mai 1914 werden folgende Straßen zum Rodeln polizeilich freigegeben: 1. In der Birken: vom Vereinshaus nach der Beek; 2. Am Cleefkothen; 3.Ravensbergerstraße bis zur Einmündung der Hatzenbeckerstraße; 4. Am Freudenberg, von der Wirtschaft Ulmenräder bis am Forsthof; 5.Gelpeweg, vom Freudenberg bis Bergisch Nizza (Remscheiderstraße); 6.Grifflenberg, vom Husar bis zur Abzweigung des Weges nach Ostersiepen; 7. Hainstraße, vom „Am Pfaffenhaus“ bis zum Alten Hessen“; 8.Jung-Stilling-Weg, vom „Rigi Kulm“ bis Wirtschaft „Sainsche“; 9. In der Ossenbeck, vom „In den Stöcken“ bis Wäscherei  Kampermann; 10. Rennbaumerstraße bis zur Gelpe; 11. Ringstraße, von der Katernbergerstraße bis zur Varresbeck, sowie von der Varresbeck bis zur Möbeck; 12. In den Stöcken, Haus Eichhoff bis Haus Nr.11 (Wirtschaft Becker); Die zum Rodeln freigegebenen Strecken sind an ihren beiden Endpunkten durch Aufstellung von Tafeln „Zum Rodeln polizeilich freigegeben“ gekennzeichnet. Das Rodeln ist nur auf dem Fahrdamm und nur bis 11 Uhr abends erlaubt. Die Rodelbahnen dürfen von Schlittschuhläufern und Bobschlitten nicht befahren werden. Es ist nicht statthaft, daß Personen mit angeschnallten Schlittschuhen auf dem Rodelschlitten die Bahn befahren. Verboten ist ferner die Verkoppelung von zwei oder mehr Rodelschlitten bei der Talfahrt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe von 1-30 Mk., im [Nichtbegleichungsfalle] der Geldstrafe mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.“

Entnommen aus: Täglicher Anzeiger, Amtliche Zeitung der Stadt Elberfeld, Nr.299, 13.November 1919, Abend-Ausgabe.

1920

Die Weimarer Republik
Elberfeld und Cronenberg

Im März findet der Kapp-Putsch statt. In Remscheid plant die USPD als Reaktion die Chance zu nutzen und eine sozialistische Revolution. In Elberfeld, Velbert und Cronenberg treffen bewaffnete Reichwehreinheiten auf demonstrierende Arbeiter. Mehrere Menschen sterben. In Gummersbach entwaffnen Arbeiter das Militär. In Elberfeld werfen die Aufständischen die Reichswehrtruppen aus der Stadt, ebenso in Remscheid. Auf beiden Seiten sterben zusammen ungefähr 100 Menschen. Aufgrund des reichsweiten Generalstreiks bricht der Putsch zusammen. 7

Die ersten Wahlen zum Deutschen Reichstag stehen an. Hier die Ergebnisse der Wahlen in der Weimarer Republik (i n%)

Quelle: Ralf Stremmel, Das Bergische Land im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik, in: Stefan Gorißen, Horst Sassin, u.a. [Hg.], Geschichte des Bergischen Landes. Band 2: Das 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2016 , S. 573.

Das Bergische Land ist zerrissen zwischen den konservativ, christlichen Regionen, die das Zentrum wählen und den urbanen, sozialdemokratisch geprägten Regionen.

Barmen, Elberfeld und Ronsdorf

Im Herbst demonstrieren 3.400 Kinder und 2.000 Mütter in Elberfeld für bekenntnisfreie Schulen streiken zwei Wochen lang. Mit Erfolg: in Elberfeld entstehen sechs, in Barmen fünf und in Ronsdorf eine bekenntnisfreie Schule. 8

Cronenberg

Am 16. März ziehen Solinger Arbeiter über Cronenberg nach Elberfeld, um die Elberfelder Arbeiter zu unterstützen. Am Küllenhahner Weg werden sie vom Hahnerberger Wasserturm aus von Reichswehrtruppen unter Beschuss genommen. Acht Menschen sterben, unter ihnen fünf Cronenberger.9

1920er Jahre

Die Weimarer Republik

Die Bezeichnung „Bergisches Land“ findet zum ersten Mal Eingang in die Enzyklopädien von Meyer und Brockhaus. 10

1921

Das neue Barmer Rathaus. Quelle: Slg. Kirschbaum
Vohwinkel

Vohwinkel erhält am 12. Februar das Stadtrecht. 11 Im Vorjahr hatte Vohwinkel 15.682 Einwohner*innen. 12

Die Straßenbahnverbindung nach Solingen wird eröffnet. 13

Barmen

Das Amt Langerfeld wird der Stadt Barmen zugeschlagen. 14

Das neue Barmer Rathaus wird am 21. April 15 eingeweiht. 16

1922

Barmen

Per Gesetz werden am 5. August die Landgemeinden Langerfeld und Nächstebreck vom Kreis Schwelm abgetrennt und der Stadt Barmen zugeschlagen. 17

Elberfeld

Am 12. September gründet sich in Elberfeld eine Ortsgruppe der NSDAP. Bei einer Versammlung im Evangelischen Vereinshaus treten Adolf Hitler und der in Elberfeld geborene Erich Koch als Redner auf. Beide Attentäter des Anschlags auf Phillip Scheidemann (SPD) lebten zeitweise in Elberfeld. Da Elberfeld knapp außerhalb der Besatzungszone rund um Köln lag, wurde Elberfeld Gauleitung und früher Kristallisationspunkt der Faschisten. 18

1923

Quelle: (C) Sammlung Bergischer Geschichtsverein e.V. & Maximilian Berkel ; Licence: CC BY-NC
Die Weimarer Republik

Im Januar besetzen die Franzosen und Belgier wegen ausbleibender Reparationen das Ruhrgebiet und auch die Landkreise Wipperfürth und Gummersbach. Der Wipperführter Landrat wurde für einen Monat ins Gefängnis gesteckt und seines Amtes enthoben, weil er seinen Dienstwagen nicht unverzüglich abgegeben hatte. 19 Erst im Herbst 1924 rückten die Franzosen wieder ab.

Cronenberg

Am 9. März erscheint der Kapitän der 7. Kompanie des französischen Inf. Reg. 21 beim Bürgermeister in Cronenberg und verlangt Quartiere für 4 Offiziere, 7 Unteroffiziere, 80 Soldaten und 2 Zollbeamte. Im April werden alle Straßen bis auf die Solinger Straße gesperrt, um den Schmuggel zu kontrollieren. Am 29. Juni wird der Belagerungszustand über Cronenberg verhängt. 20

Vorhwinkel, CronenBerg, Barmen und Elberfeld

Am 2. Februar 21 wird Vohwinkel Besatzungszone. Elberfeld, Barmen und Vohwinkel nehmen tausende ausgewiesene Deutsche auf und schleusen Personen und Waren über die Grenze. 22

Insgesamt 15 Offiziere, 325 Mann Infanterie, 75 Reiter und 10 Eisenbahntechniker gehören zu den französischen Besatzungstruppen in Vohwinkel, später kamen noch 300 Mann hinzu. 23

Barmen

Am 24. Oktober kommt es zu Hungerkrawallen vor dem Barmer Rathaus. Die Polizei schießt und mehrere Menschen sterben. 24

Quelle: (C) Sammlung Bergischer Geschichtsverein e.V. & Maximilian Berkel ; Licence: CC BY-NC

1924

Cronenberg

Reichstagswahlen am 4. Mai. So stimmen die Cronenberger ab:
KPD: 31,3%
DNVP: 20,2%
SPD: 13,9 %
DVP: 13,8 %
Zentrum 5,8 %
DDP 5,0%
USDP 1,1 %

Am 23. September endet die französische Besatzung Cronenbergs. 25

Elberfeld

In Elberfeld eröffnet am 5. Oktober das „Bergische Stadion“ am Zoo.

Am 13. September veröffentlichte die rechtsextreme Samstags-Zeitung „Völkische Freiheit“ zum ersten Mal einen Artikel eines neuen Redakteurs: Joseph Goebbels. Der spätere Propagandaminister des faschistischen Deutschland zieht nach Elberfeld und schreibt Reden und Artikel, entwirft Flugblätter und Plakate und hält Reden in der Region.26

Vohwinkel

Am 22. Oktober endet die französische Besatzung Vohwinkels. 27

1925

Während die Müllabfuhr früher mit Pferden durchgeführt wurde, ist sie seit 1923 völlig automobilisiert. Die alten Pferdewagen von 2,25cbm Inhalt werden in Zügen zusammengekoppelt und von Elektroschleppern gezogen. Die Automobilisierung ergab eine etwa 40-prozentige Ersparnis gegenüber dem Pferdebetrieb. Der Fuhrpark besitzt 11 Elektroschlepper, Hansa-Lloyd Type D. L. 5 von 14/28-PS-Motorenleistung. […] Zurzeit werden zum Einsammeln des Hausmülls je vier, zum Herausfahren der beladenen Wagen zu den Abschütteplätzen bis zu acht Müllwagen von je 1 Elektroschlepper gezogen. Eine Batterieladung des Schleppers genügt, um etwa 35 km Fahrlänge mit dem Sammelzug zurücklegen zu können.“

Dr. Ing. Roth, Stadtbaurat in Elberfeld, 1925.28
Wuppertal

Das größte Wupperhochwasser des 20. Jahrhunderts trifft die Städte an der Wupper am 30. Dezember. 29

Elberfeld

1000-Jahrfeier des Bergischen Landes findet in Elberfeld statt.

1926

Cronenberg

In Cronenberg wird der Sportplatz an der Hauptstraße eingeweiht. 30

Barmen

Am 1. April wird, kein Scherz, das Barmer Planetarium in den Barmer Anlagen eingeweiht. 800 Sitzplätze und ein Pojektor der Fa. Zeiss warteten auf neugierige Gäste. Der Luftangriff im Mai 1943 zerstörte es. 31

Das Barmer Planetarium. Slg. Kirschbaum
Elberfeld

Am 25. März wird die neue Schwebebahnstation Döppersberg eingeweiht. 32

Am 12. Juni spricht Adolf Hitler bei der Mitgliederversammlung der NSDAP im Evangelischen Vereinsheim. 33

Vohwinkel

Am 16. Dezember wird das Vohwinkler Stadtwappen vom preußischen Staatsministerium genehmigt. 34 Es zeigt in den bergischen Farben einen Fuchs und in den rheinischen Farben einen silbernen Sparrenwinkel.

1927

Die Weimarer Republik

Am 15. Januar nimmt der Sender Langenberg seine Arbeit auf und sendet im Rheinland und Ruhrgebiet Radio.

1928

Die Weimarer Republik

Die im Bergischen Land traditionelle Hausindustrie, hoch spezialisierte Heimarbeiter der Klingenschleifer, Feilenhauer und Bandweber steckte in einer schweren Krise. In Remscheid sank die Zahl der Feilen- und Raspelhauer im Jahr 1928 auf 35 – von einst 800. Die verbliebenden verelendeten und unterschieden sich nicht mehr von Fabrikarbeitern. 35

Hohe Zölle und die besser Wettbewerbsfähigkeit des Auslands als Folge des Ersten Weltkrieges sorgte in den exportorientierten Branchen des Bergischen Landes für heftige Einschnitte. 1928, nach fünf Jahren Rückgang, war der Export Solinger Schneidwaren um 58% gesunken. 36

1929

Nun ade, Elberfeld!

Justizrat Landés letzte Worte in der letzten Sitzung des Elberfelder Rats am 30. Juli 1929. 37

Es wird uns schwer, uns von unserem Amte und dem selbstständigen Vohwinkel zu trennen.

Bürgermeister Dr. Landwehr während der letzten Sitzung des Vohwinkler Stadtrats am 30. Juli 1929. 38

Mit scharfen Tigerkrallen werden kleine, gesunde Gemeinden vernichtet, die jahrhundertelang bestanden haben. Wir fügen uns nicht!

AM 24. Juli ruft der deutschnationale Stadtverordnete Korten in der letzten Ratssitzung in Ronsdorf zu flammendem Protest auf. 39

[…] in Zukunft das Gedeihen der Stadt Cronenberg im Verbande der Wupperstadt seine Auswirkung findet, doch habe ich nach den bereits stattgefundenen Vorberatungen mit den Vertretern der zusammengeschlossenen Städte die Überzeugen gewonnen, daß auch in diesem Verbande die Belange Cronenbergs gut gewahrt werden.

Bürgermeister Reifarth im Schlusswort der letzten Stadtverordnetenversammlung der Stadt Cronenberg am 30. Juli 1929.40

„[…], daß wir alle, die Stadtverordnetenversammlung und die Verwaltung, von dem Tage an, wo die Umgemeindung ihren Lauf nimmt, einen Strich unter die Vergangenheit machen und daß wir loyal Hand in Hand arbeiten werden mit den Vertretern der Stadt Elberfeld und den Vertretern der anderen Städte und Gemeindeteile zum Besten der neuen Stadt.

Oberbürgermeister Dr. Hartmann am 29. Juli während der letzen Sitzung das Barmer Stadtrats. 41
Die Weimarer Republik

Im Kreis Gummersbach gaben zwischen 1925 und 1929 ein Viertel aller selbstständigen Handwerker auf. Das ländliche Bergische Land steckte aufgrund der Realteilung und der topographischen Gegebenheiten in einer schweren Krise. In den Kreisen Mülheim am Rhein und Wipperfürth gaben in den 1920er Jahren massenhaft bäuerliche Betriebe auf. 42

Am 10. Juli beschließt der Preußische Landtag die kommunale Gebietsreform für das rheinisch-westfälische Industriegebiet. Im Bergischen Städtedreieck entstehen nach heftigen Kontroversen die Städte Barmen-Elberfeld, Groß-Solingen und Groß-Remscheid. Die Bezeichnung „Bergisches Land“ findet zum ersten Mal Eingang in die Enzyklopädien von Meyer und Brockhaus. 43

Der Regierungsbezirk Düsseldorf weißt mit 187.000 Kraftfahrzeugen Ende der 1920er Jahre die höchste Dichte nach Berlin in der Republik auf. 44

Barmen
entnommen aus: 45

Die Barmer Zeitung schlägt am 9. Juli sarkastisch ein neues Wappen für die kommende, „zwangsweise vereinigte Wupperstadt“ vor: Zwei Bergischen Löwen aus dem Barmer und Elberfelder Wappen drehen sich abweisend den Rücken zu. „Das gibt nicht nur ein schönes Bild, sondern drückt auch symbolisch die wenigstens vorläufig geringe Wertschätzung zueinander aus.“ 46

Barmen-Elberfeld

Am 17. November finden die ersten gemeinsamen Kommunalwahlen in Wuppertal statt. Es entfielen 18 Sitze auf die SPD, 13 auf die KPD, 12 auf die Deutschnationalen, 10 auf das katholische Zentrum, 8 auf die Wirtschaftspartei, 6 auf die Deutsche Volkspartei, 5 auf den Christlich-sozialen Volksdienst, 2 auf die Deutsche Demokratische Partei und 2 auf die NSDAP.

Am 21. Dezember wird der Barmer Oberbürgermeister mit 39 Stimmen zum ersten Oberbürgermeister der Stadt Barmen-Elberfeld gewählt, der Elberfelder Oberbürgermeister Dr. Max Kirschbaum enthielt 20 Stimmen. Bereits 1931 legt Hartmann das Amt nieder. In dieser Sitzung diskutieren die Abgeordneten auch die Namen: Wuppertal, Barmen-Elberfeld, Wupperstadt, Elbbarmen, Barmenelb, Hungerstadt (Vorschlag der KPD). Der erste Vorschlag bekommt die Mehrheit. 47

Barmen

Die Stadt Barmen legt am 10. Januar einen Vorschlag zur kommunalen Neugliederung vor. Da sie nicht mit Elberfeld zusammenkommen wollen, fordern sie für beide Städte einen „Entwicklungsraum“. Für Barmen bedeutet dies Eingemeindung von Ronsdorf, Beyenburg, Gennebreck, Haßlinghausen, Linderhausen, für Elberfeld: Cronenberg, Vohwinkel, Neviges, Gruiten, Schöller und Teile von Wülfrath und Haan. 48

Elberfeld

Am 3. Februar öffnet das neue Gebäude der Elberfelder Stadtbibliothek an der Kasinostr. seine Pforten. 49

Vohwinkel

Am 23. Juni wird die Waldkampfbahn im Osterholz in Vohwinkel eröffnet. 50

Elberfeld-Barmen

Am 1. August 1929 werden auf Grund des Gesetzes über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets die Städte Vohwinkel, Cronenberg, Elberfeld, Ronsdorf und Barmen zur Stadt Elberfeld-Barmen vereinigt. 51

Dem neue gewählte Stadtrat gehören zum ersten Mal auch zwei Stadtverordnete der NSDAP an. 52

Die Stadt Barmen erhebt Klage gegen die Zwangsheirat. Der preußische Staatsgerichtshof lehnt die Klage im Dezember 1929 ab. 53

An den Wuppertaler Bahnhöfen werden 6,8 Millionen Fahrkarten verkauft. 54

Das Bethesda-Krankenhaus. Quelle: Slg. Kirschbaum

Am 28. November wird das Bethesda-Krankenhaus eröffnet. Die Wuppertaler nennen es das Haus der 1000 Fenster. 55

1930

Die Weimarer Republik

Die Stadt Leverkusen entsteht durch die Zusammenlegung von Wiesdorf, Rheindorf, Schlebusch und Steinbüchel. 56

Wuppertal

Diejenigen Kreise, die bis zum letzten Augenblick ihre Gegnerschaft gegen das neue Gebilde bekundet haben, sollten sich nunmehr mit den vollendeten Tatsachen abfinden und ich nicht mehr in Versammlungen, Zeitungsartikeln und öffentlichen Aufrufen den Hader und die Unzufriedenheit weitertragen.

General-Anzeiger für Elberfeld-Barmen57

Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Jahresverlauf auf 37.000. Die Arbeitslosenunterstützung beträgt im Durchschnitt 16 Mark die Woche, eine Monatsmiete kostet 25 bis 30 Mark, ein Anzug ist ab 30 Mark zu haben. 58

In Ronsdorf sind rund 70 Prozent der Bandstühle arbeitslos.

Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Jahresverlauf auf 37.000. Die Arbeitslosenunterstützung beträgt im Durchschnitt 16 Mark die Woche, eine Monatsmiete kostet 25 bis 30 Mark, ein Anzug ist ab 30 Mark zu haben. 59

Wuppertal

Die Stadt Barmen-Elberfeld durch einen Erlass des Staatsministeriums vom 25. Januar 1930 in Wuppertal umbenannt 60

Am 8. Januar wird das „Wuppergesetz“ wird verabschiedet. Damit wird der Wupperverband gegründet, der sich über kommunale Grenzen hinsetzt um die Abwasserbeseitigung entlang der Wupper kümmern soll. Aber erst 1960 sind in Wuppertal alle Anlieger an das Klärwerk in Buchenhofen angeschlossen. 61 Wie wichtig dies ist, zeigt ein Protestschreiben der Bürger von Burg an der Wupper vom 18. Juli 1929:

Seit nunmehr 5 Wochen führt die Wupper tagtäglich riesige schwarze, stinkende, faulende, ekelhafte Schlammassen talabwärts, wodurch das Wupperbett zu einem einzigen Schlammbehälter geworden ist […] Bei der gegenwärtigen Hitze erfüllt der Wuppergestank das ganze Wuppertal derart, da wir Anwohner dadurch Kopfschmerzen und Uebelbefinden erleiden.

zitiert nach 62

1931

Wuppertal

Der erst im November 1929 zum ersten Oberbürgermeister gewählte (ehemalige Barmer Bürgermeister) Dr. Paul Hartmann tritt am 15. Januar von seinem Amt zurück. Die Haushaltslage ist so desolat, dass die Getränkeabgaben, Bürgersteuern und Realsteuern angehoben werden müssen. Nachdem die Stadtverordneten sich dem verweigern, setzt die preußische Regierung einen „Staatskommissar“ ein, der die Steuerhöhungen anordnet. Die Stadtverordneten machen Hartmann verantwortlich. Sein Nachfolger wird am 24. Februar der Landrat des Kreises Düsseldorf-Mettmann, Julius Friedrich.63

Von 1929 bis Ende 1931 sinkt der Stundenlohn der städtischen Arbeiter von 1,03 auf 0,81 RM. 64

Das Elberfelder und das Barmer Gymnasium, zwei Anstalten mit großer Tradition, werden aufgrund der knappen Kassen unter Protest zusammengelegt. 65

1932

Wuppertal-Barmen

Großkundgebung gegen Hunger und Arbeitslosigkeit vor dem Rathaus in Barmen, das Wohlfahrtsamt wird gestürmt. Ende August sind 58.300 Menschen arbeitslos. 66

Am 9. Februar eröffnet Thomas Mann mit einem Vorlesungsabend die neugegründete Wuppertaler Lesegesellschaft. 67

Wuppertal

Am 6. März wird aus den städtischen Bühnen eine private GmbH. Anders ist in Zeiten der Wirtschaftskrise das Theater nicht zu retten. Erst der Nationalsozialismus wird das ändern, denn er benötigt das Theater als Propagandaeinrichtung.68

Im Mai kommt es nach einem Urteil gegen SA-Männer, die in Hückeswagen drei Kommunisten erschossen hatten, zu Unruhen, Plünderungen, Schießereien und Straßenschlachten zwischen Kommunisten und der Polizei. 69

Am 24. Juli spricht Hitler vor über 50.000 Anhängerinnen und Anhängern im Stadion am Zoo. 70

Am 11. September wird bei einer Versammlung beklagt, dass in Wuppertal über 200 gewerbliche Leihbüchereien gäbe, die vornehmlich „Schmutz und Schund“-Bücher ausleihen würden.71